Freitag, 19. Oktober 2012

Lang ist es her...

...dass ich das letzte mal geschrieben habe. Das liegt allerdings noch nicht mal an Faulheit, sondern eher daran, dass ich zwar viel gemacht habe, allerdings nichts, worüber ich wirklich einen langen Eintrag hätte schreiben können.
Also kommen hier einfach mal ein paar Fotos und ein kleiner Überblick, von dem, was ich so getrieben habe.

Am 2. Oktober bin ich nach Bwera gefahren, ein kleines Städtchen, dass direkt an der Grenze zum Kongo liegt. Dort hat es mich hinverschlagen, weil mein Mentor dort lebt und arbeitet. Hauptsächlich war ich da, um sein Projekt kennenzulernen: eine Schule, in der von den etwas über hundert Schülern etwa 47 Kinder Aids-Waisen sind. Eigentlich eine Schule wie jede andere auch, nur hatte ich das Gefühl, dass die Kinder weniger lächeln (habe ich mir auf Grund meiner Niedergeschlagenheit vielleicht aber auch eingebildet).
Aber auch ansonsten war der 2-tägige Aufenthalt wirklich interessant. Ich habe in dem Haus meines Mentors geschlafen: kein Strom, kein Wasser, mein Bett durch einen Vorhang vom Rest abgetrennt; dafür aber eine riesige Gastfreundschaft und Unmengen an Essen. Die Gespräche mit ihm waren ebenfalls recht aufschlussreich, da er sich mit vielen regionalen Problemen beschäftigt, von denen ich zuvor zum Teil gar nicht so viel mitbekommen habe. So werden hier zum Beispiel wahnsinnig viele 12- bis 19-jährige schwanger. Die Gründe dafür sind vielseitig: der Hauptgrund scheint die Armut zu sein, da viele Mädchen, die kein Geld zum Essen haben, dieses dann von den Jungs in der Schule für eine "Gegenleistung" erkaufen können, oder sich zum Teil sogar Sugardaddys suchen. Wenn dann erstmal ein Mädchen damit angefangen hat, kommt es dazu, dass seine Freundinnen es auch machen, weil es "cool" ist. Kann man ja im Grunde genommen mit dem Rauchen auf deutschen Schulhöfen vergleichen, nur dass man vom Rauchen kein Baby kriegt. Der letzte Grund ist, dass die Mädchen versuchen, den "Western lifestyle" zu kopieren - ist euch mal aufgefallen, dass bei den (häufigen) Sexszenen in Filmen davor nie gezeigt wird, dass das Paar ein Kondom benutzt? Und selbst wenn die Kinder / Jugendlichen wissen, dass man eigentlich ein Kondom benutzen sollte: sie würden sich viel zu sehr schämen, um sich welche zu kaufen.
Wie dem auch sei, das sind die ersten Gedanken, die ich mir zu diesem Thema gemacht habe, das wird mich bestimmt noch die restliche Zeit hier verfolgen.

Kinder der "Rena Skole" beim Lunch

Am Samstag dem 6. Oktober bin ich nach Kampala gefahren und bin dort bis zum darauffolgenden Donnerstag geblieben. Über diese knappe Woche lässt sich nicht so wahnsinnig viel erzählen. Ich hab ein unverschämt westliches Leben geführt (gut gegessen, beim Friseur gewesen, eingekauft,..), an einem Abend waren wir sogar in einem deutschsprachigen Film, der vom Goethe-Institut angeboten wurde.
Am 9. Oktober war 50. Independence-Tag, den ich alles in allem zwar irgendwie beeindruckend, aber auch wahnsinnig bescheurt fand. Beeindruckend war er, weil wirklich die ganze Stadt auf den Kopf gestellt wurde: neuer Rasen auf den Mittelstreifen, überall Fahnen, manche Pfeiler wurden neu angestrichen,.. Wenn man dann allerdings bedenkt, was man von dem ganzen Geld SINNVOLLES tun könnte, findet man das nur noch absurd. Ich finde es zumindest absurd, vor allem, da Museveni das ganze Geld raushaut, um sich selbst zu lobhudeln, ohne das die ganze Bevölkerung dahinter steht. Viele Leute, mit denen ich darüber gesprochen habe (was aber zugegebenerweise hauptsächlich junge und gebildete Studenten waren - repräsentiet also nicht die breite Bevölkerungsschicht), nahmen gar nicht richtig am Unabhängigkeitstag teil, da sie nicht mit der Politik Musevenis zufrieden sind, sondern nutzten den freien Tag eher als einen guten Grund Alkohol zu trinken und feiern zu gehen. Haben wir letztendlich ähnlich gehalten, auch wenn wir davor versucht haben, zumindestens einen Teil mitzukriegen (mir wurde der Eintritt auf das Gelände jedoch verwehrt, da ich eine Kamera bei mir hatte). Die Kraft dieser jungen Leute sollte man meiner Meinung nach nicht unterschätzen, heute habe ich in der "BBC - Focus on Africa" den folgenden Text von George Ayittey gelesen:

A new generation of angry Africans I call 'the cheetahs' is emerging. They are fed up with dysfunction, rampant corruption and dictatorship. They understand what accountability, rule of law and democracy are all about. Young, university educated, agile and tech-savvy, they will push aside the sclerotic opposition leaders - some with cobwebs dangling from their ears - drain the ponds of 'the hippos' and take back Africa - one village at a time.
Der Text ist zwar nicht explizit auf Uganda bezogen und ist vielleicht auch ein bisschen zu hoch gegriffen (zumindest für Uganda), aber die Grundaussage ist schon nicht unwahr. Es gibt immer mehr gebildete junge Leute die wissen, wie es sein könnte und die nicht mehr zu der Generation gehört, die Museveni dankbar ist, weil er sie von Idi Amin "erlöst" hat. Ein belgischer Freund von mir ist der festen Überzeugung, dass es innerhalb der nächsten 10 Jahre zu einer "Revolution" kommt, mal schauen, ob er Recht hat.  

Nur zwei der Leckerein, die ich mir in Kampala gegönnt habe:

Cappuccino en masse..

.. und Turkish Pizza
Den Samstag nach meiner Rückkunft (13. Oktober) haben wir in der Kingfisher Lodge verbracht, um dort den Abschied von Cormac und Rebecca zu feiern, die leider am Montag gefahren sind. Die Lodge ist wunderschön, vor allem die Lage! Sie liegt an einem Hügel, sodass man einen wunderschönen Blick über den Queen Elizabeth Nationalpark hat, staunt selber:


Ein Teil der "Kasese Crew" - 2 davon sind nun weg, 4 Leute waren nicht da
Mit diesen schönen Bildern überlasse ich euch nun eurem Fernweh, bis bald :)

Montag, 1. Oktober 2012

Meine Wohnung

Nachdem meine Wohnung nun - mehr oder weniger - vollständig eingerichtet ist, kommen hier ein paar Fotos.

Das Grundstück auf dem ich wohne ist wirklich sehr schön und gepflegt, auch wenn es natürlich nichts im Vergleich zu dem heimatlichen Garten ist. Es besteht aus einem großen Haus, in dem ein schon etwas älterer, sehr netter Engländer namens Andy wohnt, der auf Grund seiner Arbeit jedoch die meiste Zeit unterwegs ist und nur einen Drittel seiner Zeit in Kasese verbringt. Das kleinere Haus ist in drei Wohnungen unterteilt, von denen ich eine bewohne. In der anderen Zwei-Zimmer-Wohnung lebt ein Ugander namens Didas, der für die Bank arbeitet und in der dritten Wohnung (die nur aus einem Zimmer besteht) hat unser Guard neuerdings ein Bett - zuvor lebte er in der Garage.

Blick vom Tor auf die Häuser 
In der Mitte meine Wohnung - nach links in den Gang rein geht es zur Küche und zum Bad
Meine Wohnung besteht aus zwei Zimmern: Schlafzimmer und Ess-/Wohnzimmer. Insgesamt ist sie etwa 20 Quadratmeter groß, also nicht gerade riesig, aber ausreichend. Als ich angekommen bin, war das einzige Möbelstück ein Bett mit Matratze, den Rest habe ich mit der Hilfe meines Chefs gekauft bzw. ein paar Kleinigkeiten von einem Peacecorp geschenkt bekommen, der am Montag abgereist ist. Ich wünsche mir zwar immernoch einige Möbelstücke (z.B. einen Holzstuhl), aber damit warte ich am besten, bis die nächsten Leute gehen, da das doch sehr viel preiswerter ist.

Das Esszimmer

Kleine Sitzecke (natürlich darf das Foto von den Mädels nicht fehlen) - auf die Vorhänge bin ich übrigens besonders stolz, da ich sie selbst genäht habe ;)

Mein Schlafzimmer
Wenn ich zum Badezimmer oder zu der Küche gehen will, muss ich erstmal nach draußen gehen, was teilweise ein wenig nervt, vor allem, wenn es dann doch mal regnet. Das Badezimmer ist nun eigentlich recht "schick", nachdem die Landlady es ein wenig umgebaut hat (auch, wenn der Wasserboiler noch nicht funktioniert, worüber ich jeden Morgen erneut fluche):

 

Meine Küche hingegen finde ich wirklich sehr nervig. Es gibt keine vernünftige Arbeitsfläche (die erste Regalreihe ist eigentlich zu hoch), sie ist noch nicht besonders gut ausgestattet und zusätzlich habe ich einen Gaskocher mit nur einer Kochstelle, was es schwer macht, mal etwas aufwändigeres und leckeres zu kochen.
Ich habe also noch ein paar Wohnungsprojekte vor mir, um es noch schöner zu machen. So werde ich  mir aus alten Wasserflaschen Blumentöpfe bauen, die ich neben meine Haustür stellen möchte, ich möchte mir ein "Hängeregal" konstruieren und eventuell auch noch einen Lehmofen in den Garten bauen, da muss ich jedoch erst noch meine Landlady fragen, ob das in Ordnung ist. Das wäre auf jeden Fall toll, dann könnte ich mir leckeres Brot backen!

Ansonsten bin ich mittlerweile im Alltag angekommen, auch wenn ich den immer wieder durch kleine Ausflüge unterhaltsamer mache. Letzte Woche Samstag war ich zum Beispiel mit Alice und Maria in den Kilembe Mines, die wohl demnächst von den Chinesen wieder genutzt werden, weshalb wir sie uns vorher noch mal angucken wollten. An diesem Samstag bin ich mit Cormac, Rebecca und Sasha nach Fort Portal gefahren um Pizza zu essen und ein bisschen zu feiern, was wirklich Spaß gemacht hat. Aber auch, wenn wir nichts großes machen, ist fast jeden Abend etwas los, sei es, dass wir zusammen Essen gehen oder eine DVD schauen.
Ich bin also immer beschäftigt, weshalb die Zeit wirklich rast! Ich bin tatsächlich schon seit sieben Wochen hier.
Habt einen schönen Montag, bis in 45 Wochen ;)