Mittwoch, 19. Dezember 2012

φῶς γράφειν


Hier kommen nun mal ein paar Fotos, auch wenn aus jedem Zusammenhang gerissen.

Freizeit

 

Vor einigen Wochen hatte ich Besuch von Fabian und Miri, mit denen ich unter anderem im Kalinzu Forest Reserve..

...und in den Bergen direkt hinter Kasese wandern war. Auf Miris Blog mehr dazu.

Die Haupteinkaufsstraße Kaseses mit einem noch recht unsepektakulär beladenem Boda im Vordergrund

03.11.: Hochzeit von Marys Bruder (war super interessant!)

Und eines der vielen Fotos, die ich bei der Hochzeit mit den Familienangehörigen machen musste.

Arbeit

 

Das Anbringen von Namensschildchen in unserem Garten

Ein paar Fotos aus meinem aktuellen Projekt, bei dem ich alle unsere Farmer besucht habe, um sie über ihr Leben und ihrer Verbindung zu natürlicher Medizin zu interviewen. Die Gespräche sind nun soweit abgeschlossen, nun muss ich mir Gedanken darüber machen, wie ich die Informationen zusammenstelle etc. Davon werdet ihr garantiert noch hören ;)

Mbambu Agnes mit dem jüngsten ihrer 7 Kinder

Cassava und Beans hingen mir am Ende der Interview-Zeit um ehrlich zu sein echt aus dem Hals raus:D

Muhindo Raudia

Mirica Sabiti und ihr Mann haben mir aus Dankbarkeit dann gleich mal ein Huhn geschenkt.

Ein Teil der Familie von Mughumbirwa Teddy vor ihren zwei Häusern

Dienstag, 18. Dezember 2012

Bio Gardens/MAMI Nr. 2

Zum Zwecke des Fundraisings habe ich einen Text über Bio Gardens geschrieben, den ich euch nicht vorenthalten möchte, da er sehr viel ausführlicher ist, als der erste Post, den ich über meine Arbeit verfasst habe. Ansonsten wünsche ich euch schon mal frohe Weihnachten, da ich ab dem 21. unterwegs sein werde - Weihnachten werde ich mit den anderen artefact-Freiwilligen auf den Ssese-Islands verbringen und am 26. fliege ich dann mit einer amerikanischen Freundin nach Zanzibar. Aber darüber kommen dann sicherlich noch Berichte;)



Der Arbeitsrahmen


Kasese District liegt im Westen Ugandas und grenzt im Norden an den Bundibungyo District, im Nordosten an Kabarole und im Süden an Bushenyi an. Die Westgrenze verläuft an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo.
Die Größe des Districts beträgt 2724 km2, von denen jedoch nur 1647 km2 bewohnbar sind, da die restliche Fläche von Wasserflächen (481 km2), dem Queen Elizabeth National Park (885 km2) und dem Rwenzori Mountains National Park (652 km2) eingenommen ist.
In Kasese District leben 523.033 Menschen (Stand: 2002), von denen mehr als 80 %  Bauern sind, obwohl auch in den Gegenden mit nährstoffreichen Böden die Gewinne zu gering sind, um aus ihnen wirklich einen Profit zu ziehen. Da jedoch auch die Analphabetenrate bei etwa 80 % liegt, ist die Möglichkeit der Bauern eine andere Arbeitsstelle zu finden sehr gering.
Das Klima im Kasese District ist sehr unterschiedlich. So beträgt der Regendurchschnitt in den Berggebieten mehr als 2250 mm, während er in der Savanne bei etwa 1200 mm liegt.

Informationen über die Organisation


Bio Gardens wurde im März 2004 als eine „Indigenous Knowledge Development“ Organisation gegründet. Das Hauptziel ist also eine Gemeinschaft aufzubauen und zu unterstützen, die das alte Wissen ihrer Vorfahren  über die Landwirtschaft und die Gesundheit nutzt und so den Schutz des Ökosystems des Rwenzori Gebirges unterstützt. Sie soll ihre Umgebung (Land, Wasser, Tiere, Pflanzen,…) als wichtige natürliche Ressource wahrnehmen, die sie zur Verbesserung ihres Lebens nutzen kann. 

Dafür wurden verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Das sind besonders

-          die Förderung der Nutzung von natürlicher Medizin,
-          die Unterstützung von altem Wissen und traditionellen Techniken sowie das Verbreiten von Wissen über die Natur, um für soziale und ökologische Entwicklung zu sorgen,
-          das Sammeln und Dokumentieren vom Wissen der Vorfahren, das für Biodiversität und höhere landwirtschaftliche Produktion sorgt und es mit den Menschen in dem Gebiet des Rwenzori Gebirges teilen, sowie
-          die Nutzung des Wissens in den Gemeinschaften fördern.

Momentan handelt es sich bei Bio Gardens noch um eine Community Based Organisation (CBO), es wird allerdings darauf hingearbeitet, dass Bio Gardens zu einer Non Governmental Organisation (NGO) wird.  

Projekte


Um die Ziele zu erreichen, hat Bio Gardens unterschiedliche Projekte entwickelt, die im Folgenden nach ihrer Thematik  aufgelistet sind.

Nahrungssicherung

-          Durch die Verbesserung der traditionellen Landwirtschaftsmethoden und deren Verbindung mit neuen Technologien soll ein größerer Gewinn erzielt werden.
-          Weiter fördert Bio Gardens traditionelles Essen wegen der in diesem vorhandenen Nährstoffe. Als Beispiel dafür lässt sich Pumpkin nennen, in dessen Samen Zink zu finden ist, das das Immunsystem stärkt, die Verdauung unterstützt und Vitamin A transportiert. 
-          Um das Einkommen der Haushalte zu fördern, stellt Bio Gardens geeignete Erntepraktiken und Lagermethoden vor, wie zum Beispiel Getreidespeicher.

Umweltschutz als ökonomischer Vorteil

-          Die Förderung des Anbaus von Pflanzen wie  Candle Nut, Jatropha, Castor Oil Trees, um aus diesen Biokraftstoff zu gewinnen, steht in diesem Themenbereich im Vordergrund.
-          Ein weiteres Projekt ist der vermehrte Anbau von Citronella, Lemon Grass, Mutate u.a.. Diese Pflanzen sollen als Abgrenzungen von Feldern dienen, um Boden- und Wasserverluste (durch leichte Erdrutsche) an den Bergen zu verhindern. Außerdem kann man aus diesen Pflanzen ätherische Öle gewinnen, durch deren Verkauf die Bauern Gewinne machen können. 

Kultur

-          In diesem Bereich soll unter anderem  Achtung vor dem Rwenzori Gebirge als einem wichtigen Wassergewinnungsgebiet geschaffen werden. 
-          Bio Gardens kooperiert mit Stammesältesten, Frauen und wissbegierigen Jugendlichen, um auf der Grundlage ihrer kulturellen Werte eine umweltverträgliche Lebensart zu initiieren.
-          Zusätzlich nimmt Bio Gardens immer wieder an kulturellen und traditionellen Veranstaltungen teil, um mehr über das Wissen der Vorfahren zu erfahren und es anschließend mit Gemeinschaften und kulturellen Institutionen zu teilen. Darüber hinaus wird es dokumentiert, damit es wiederverwendet wird und erhalten bleibt.

Natürliche Medizin

Da die natürliche Medizin der Bereich ist, in dem momentan unser Arbeitsschwerpunkt liegt, folgt hierzu ein eigener Abschnitt.


Natürliche Medizin und Monik Adriaens Medicines Institute (MAMI)


Bio Gardens hat eine Initiative für die Unterstützung und Verbreitung von natürlichen Heilmitteln geschaffen, um die natürlichen Ressourcen des Rwenzori-Gebirges zu erhalten und um den in ländlichen Gebieten lebenden Einwohnern erschwingliche Medizin zu ermöglichen. Dieses Institut bzw. Projekt erhielt seinen Namen zum Andenken an die 2008 verstorbene Belgierin Monik Adriaens, die Bio Gardens sehr unterstützt hat.
In diesem Rahmen wurde ein Demonstrations-Garten angelegt, in dem mehr als 100 Pflanzen größtenteils aus dem Rwenzori-Gebirge wachsen, die alle als natürliche Heilmittel genutzt werden können. Mehr als 15 davon sind Pflanzen, die gegen Malaria verwendet werden können. Nach reiflicher Überlegung wurden jedoch auch Pflanzen angepflanzt, die ursprünglich nicht aus dem Rwenzori-Gebirge stammen, denen jedoch ein hoher Wert in ihrer medizinischen Wirkung zugeschrieben wird.
Einmal wöchentlich findet das „Farmers Herbal Medicines Training“ statt, bei dem in etwa 40 Farmer aus der Umgebung teilnehmen und Wissen über natürliche Medizin ausgetauscht wird.
Auf dem Gelände des Gartens wird inzwischen auch ein Haus gebaut, das zu einem späteren Zeitpunkt als eine Art Klinik dienen soll. Nach seiner Fertigstellung muss auch noch die nötige Ausrüstung für das Institut angeschafft worden.

Pläne für die Zukunft


-          Fertigstellen der Klinik (Verputzen der Wände, Fußbodenbelag verlegen,…) und Anschaffung der benötigten Ausrüstung
-          Entwicklung von kleinen Haushaltsgärten mit natürlicher Medizin in den Gärten der Farmer
-          Verstärkte Herstellung und Verkauf von natürlicher Medizin (hierzu soll auch ein kleiner Laden in der Stadt Kasese eröffnet werden)
-          Bau von Bienenhäusern
-          Weiterer Ausbau des „Medicinal Plant Demonstration Garden“
-          Dokumentation des Lebens der Farmer
-          Entwicklung von Strategien in den Bereichen Fundraising, Dienstleistungserbringung und einkommensorientierten Aktivitäten

Donnerstag, 29. November 2012

Spontantrip nach Rwanda



Am vergangenen Mittwoch fragte mich Alice, ob ich nicht am Freitag mit ihr nach Rwanda kommen möchte – sie müsse sowieso dorthin, um ihr Visa zu erneuern und würde deshalb die Kosten für Auto und Fahrer übernehmen. Da wäre ich doch doof gewesen, wäre ich nicht mitgekommen!

Tag 1 – Freitag der 23. November


Die Autofahrt war lang, aber eindrucksreich. Um 11 Uhr ging es los, gewappnet mit Unmengen an Essen (Nick hat uns ein wenig Schokolade mitgegeben, Alice hat für Pingels gesorgt und ich habe am Abend zuvor noch Candied G-Nuts zubereitet). Zunächst einmal ging es durch die schon viel zu bekannte Landschaft des Queen Elizabeth Nationalsparks und durch Berge bis nach Isahaka, ab dort wurde es dann interessant, weil wir die altbekannte Route verließen und nicht weiter in Richtung Mbarara fuhren, sondern in Richtung Norden abbogen – eine Abkürzung, die diesen Namen auf Grund der Straßenqualität auch echt verdient! Das Landschaftsbild änderte sich ständig: in manchen Gebieten erinnert mich Uganda absurderweise an Schweden – man müsste nur die Matooke- und Eukalyptusbäume durch Nadelbäume austauschen und die Lehmhütten  durch rote Holzhütten. Beim Weiterfahren kamen wir dann aber auf einmal durch wahnsinnige Mengen an Papyrus und noch weiter nördlich ist die Landschaft immer weniger landwirtschaftlich geprägt, die Spitzen der Berge sind leer und kahl, es wird lediglich vereinzelt Matooke angebaut und ziemlich viele Kühe spazieren durch die Gegend. Mir erschien es immer westlicher; man sieht mehr hübsche Häuser und mehr EU-gesponserte Schulen. Schon alleine durch die andere Landschaft setzte also das Gefühl von Urlaub ein und wir fuhren grinsend weiter. Gegen vier Uhr nachmittags kamen wir in Kabale an, eine Stadt sehr nah der Grenze, und gönnten uns dort nach circa 5 ½ Stunden Fahrt unsere erste Pause – versüßt mit einem Passionfruit Juice. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir die Grenze, Alice und ich kamen ziemlich schnell rüber (zwei Stempel in unseren Reisepässen reicher), jedoch mussten wir recht lange auf William (unseren Fahrer) warten, der nicht nur sich selbst, sondern auch das Auto über die Grenze bugsieren musste. 



Papyrus-Massen


Folgende Sachen sind mir auf dem Weg nach Kigali aufgefallen: die Felder sind viel systematischer und geplanter angelegt, die Straßen sind super gut, die Boda-Fahrer tragen Helme und nehmen maximal eine Person auf ihren Bodas mit, die Leute kleiden sich westlicher als in Kampala, die Rush-Hour ist in Kigali genauso schlimm wie in Kampala (innerhalb von einer Stunde ganze 50 Meter weitergekommen!). 

In Kigali haben wir uns nachts gefühlt, als wären wir in einer europäischen Stadt, an manchen Stellen ist es sogar schicker als jede europäische Stadt die ich kenne! Nach 2 ½ Stunden Rumgurken in Kigali haben wir es so gegen 10 dann aber endlich in unser Hostel geschafft, dem „Discover Rwanda Youth Hostel“. Danach waren wir noch nebenan lecker chinesisch essen und waren begeistert von der Freundlichkeit der Leute, die Bedienungen behandeln einen wirklich zuvorkommend, das habe ich in Uganda noch nie so extrem erlebt. Jedoch ist alles sehr viel teurer als in Uganda und das Französisch würde mich irgendwann doch auch sehr nerven.    

Um 11 sind wir endlich supermüde und vollgestopft mit Essen ins Bett gefallen und waren gespannt darauf, wie Kigali wohl im Tageslicht aussehen würde!

Tag 2 – Samstag der 24. November


Unseren Samstag wollten wir eigentlich früh starten, um möglichst viel von Kigali zu sehen, jedoch haben wir unsere Rechnung ohne die Ruander gemacht, die immer am letzten Samstag im Monat den Umuganda-Tag haben. Umuganda ist ein Gemeinschaftstag, an dem alle von 7 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags gemeinnützige Arbeit erledigen, weshalb dann alle Museen, Geschäfte, Restaurants,… geschlossen sind. Eingeführt wurde der Umuganda-Tag übrigens nach dem Genozid, um die Menschen wieder zusammenzubringen.

Anstatt also sofort zum Kigali Memorial Centre zu fahren, haben wir uns für den Vormittag und Mittag in das berühmte Hotel des Mille Collines begeben, dort im Pool geschwommen und sehr lecker zu Mittag gegessen. Hier kurz die Geschichte zu dem Hotel: 


„Das Hôtel des Mille Collines ist ein großes Hotel in Kigali, das während des Völkermords in Ruanda 1994 mehr als tausend Menschen Zuflucht und damit die Rettung vor dem sicheren Tod bot.
Die Geschichte des Hotels und seines damaligen Managers Paul Rusesabagina wird in dem Film „Hotel Ruanda“ erzählt.
Die belgische Fluggesellschaft Sabena, der das Hotel damals gehörte, flog den europäischen Manager des Hotels aus und setzte Rusesabagina, den damaligen Manager des kleineren Hôtel des Diplomates als neuen Manager ein. Gemeinsam mit seiner Frau gelang es ihm, mittels Geld und Ausschank von Alkohol die völkermordenden Hutu-Interahamwe Milizen immer wieder davon abzuhalten, die Bewohner des Hotels zu ermorden. Außerdem gelang es ihm, die Bewohner mit Wasser – das man dem hoteleigenen Schwimmbecken entnahm, bis es leer war – und mit Lebensmitteln zu versorgen.“


Der Pool des Hotel des Mille Collines (und Teile Kigalis)



Den Nachmittag haben wir komplett im Kigali Memorial Centre verbracht, das sich mit dem Genozid beschäftigt. Ich denke, dass die meisten von euch mit diesem Thema vertraut sind, dennoch hier eine Zusammenfassung der Geschehnisse (auch wenn es mir sehr schwer fällt, diese kurz zu fassen): 

Der Völkermord in Ruanda begann am 6. April 1994 und endete im Juli des gleichen Jahres. In dieser kurzen Zeit wurden Schätzungen nach zwischen 800.000 und 1.000.000 Menschen umgebracht. Die Vorgeschichte zu diesem Morden ist lang und kompliziert und beginnt in der Kolonialzeit, in der zunächst die Deutschen und dann die Belgier die Ruander in Hutu, Tutsi und Twa kategorisierten. Diese unterschiedlichen Clan-Bezeichnungen hatten zwar auch schon zuvor bestanden, jedoch waren sie recht locker auslegbar und sagten nicht besonders viel aus, außer darüber, welchen Beruf man ausübte. Die Kolonialmächte ordneten dann aber jede Person klar einer Gruppe zu (mehr als 10 Kühe: Tutsi, weniger als 10 Kühe: Hutu) und trugen dies auch in die Personalausweise ein. Die nächsten Jahre waren durch immer mehr politische Spannungen geprägt. Die Kolonialmächte hatten zunächst den Tutsi die politischen Ämter übertragen, 1959 kam es dann jedoch zu Massakern und 1961 kam schließlich Grégoire Kayibanda als Mitglied einer Hutu-Partei an die Macht. Immer mehr Tutsi flohen aus dem Land, immer mehr Propaganda gegen die Tutsi wurde verbreitet. Diese unterschwellige Aggressivität gegenüber den Tutsi hielt an, bis am 6. April das Flugzeug mit dem Präsidenten abgeschossen wurde – das war der Auslöser zum Morden. Die internationale Gemeinschaft griff kaum bzw. gar nicht ein, der Begriff „Genozid“ wurde auf internationalen Debatten nicht verwendet, weil das die UN zum Eingreifen verpflichtet hätte. Insgesamt wurden etwa 75 % der Tutsi umgebracht. Letztendlich wurde der Völkermord durch die RPF (Rwandan Patriotic Front) beendet.

Der Besuch des Museums war auf jeden Fall interessant und lohnenswert, wenn auch bedrückend. Zwar habe ich nicht wirklich neue Informationen erhalten, da ich bereits eine Facharbeit über das Thema geschrieben habe und demnach auch Bücher gelesen habe, jedoch hat das ganze jetzt Gesichter bekommen. Es werden viele Einzelschicksale aufgegriffen, sowohl von kleinen Helden, als auch von Leidtragenden. Außerdem gibt es viele (schockierende) Fotos zu sehen und so traurig das ist, aber ich habe das Gefühl, dass unsere Generation, die ja ständig und von klein auf schlimme Bilder im Fernsehen oder Internet gesehen hat, oft solche Fotos braucht, um das Ausmaß und die Grausamkeit überhaupt zu realisieren. 

Massengräber beim Kigali Memorial Centre

Das perfekte Reiseteam vor der Skyline des Zentrums Kigalis


Das Thema halbwegs verdaut haben wir dann bei einem Bier und äthiopischem Essen und noch viel darüber diskutiert, bevor wir uns am späteren Abend dann zu einer Party meiner in Kigali positionierten artefact-Mitfreiwilligen begeben haben.


Tag 3 – Sonntag der 25. November


Am Vormittag haben wir zwei Genozid-Gedenkstätten besucht, beides Kirchen mit einer ähnlichen Geschichte. In beiden Kirchen haben Tutsi in Scharen Zuflucht  gesucht, in dem Glauben, dass die Hutu sie an einem solchen Ort nicht angreifen würden; in beide Kirchen haben die Hutu Bomben geworfen und jeden Überlebenden mit Macheten getötet. In der Ntarama Church wurden etwa 500 Menschen getötet, in der Nyamata Church etwa 2.500. In beiden Kirchen sind viele der Knochen und Schädel, sowie die Klamotten, die von den Menschen getragen wurden, ausgestellt. In den Schädeln stecken vereinzelt noch die Waffen, in vielen sieht man die Schnitte der Macheten. In der Nyamata Church sieht man selbst an der Decke noch Blutspritzer. Am schlimmsten fand ich jedoch in beiden Kirchen jeweils eine Wand, die voll vom getrockneten Blut war; die Kinder/Babys wurden getötet, indem sie immer wieder dagegen geschmettert wurden. 

Die Ntarama Church


Nach dieser „leichten Vormittagsunterhaltung“ haben wir uns dann auf den Rückweg nach Uganda gemacht. Ursprünglich hatten wir geplant die restliche Zeit am Lake Kivu zu verbringen, jedoch schien uns das auf Grund der Rebellen im Kongo, die dem Lake Kivu sehr nahe sind, doch ein bisschen gefährlich. Also haben wir beschlossen, stattdessen an den Lake Bunyonyi zu fahren.
Einige Autofahrstunden und eine erneut erfolgreiche Grenzüberquerung später sind wir um 5 Uhr nachmittags am Lake Bunyonyi angekommen. Da wir uns jedoch im „Byoona Amagara Island Retreat“ eingemietet hatten und diese Anlage auf der Insel Itambira Island liegt, hatten wir noch eine Stunde Kanufahrt vor uns, was aber wirklich ein Geschenk war, da die Landschaft mehr als nur wunderschön ist! Der See ist gespickt von insgesamt 29 Inseln, manche kleiner, manche etwas größer, zum Teil sogar mit Schulen und Kirchen, das alles umsäumt von zahlreichen Bergen. Die Kanus schnitzen die dort lebenden Ugander aus Eukalyptus-Stämmen, wofür sie circa eine Woche brauchen; halten tut so ein Kanu dann aber auch gute 7-8 Jahre!
Geschlafen haben wir in einem Geodome – eine Art Rundhütte, die nach vorne offen und nicht schließbar ist, wodurch man vom Bett aus einen herrlichen Ausblick auf den See hat.

Tag 4 – Montag der 26. November


Fast lohnt es sich nicht, über diesen Tag einen eigenen Abschnitt zu schreiben, aber die Ordnung verlangt es wohl so. Getan haben wir am Montag: nichts. Während wir am Vormittag in der Sonne lagen, gelesen haben und uns dachten, dass wir den Nachmittag für alle möglichen Aktivitäten nutzen, lasen wir am Nachmittag in unserem Hüttchen, hörten den Regen auf das Dach prasseln und dachten uns, dass wir doch lieber den Vormittag für alle möglichen Aktivitäten hätten nutzen sollen. Wir haben jedoch nicht nur gelesen, sondern auch extrem viel gegessen, da Byoona Amagara wirklich herrliche (westliche) Speisen anbietet! In den Nächten wurde es übrigens wirklich kalt! 3 Wolldecken und lange Kleidung, das wäre in Kasese wirklich undenkbar!

Ausblick von unserer Hütte


Tag 5 – Dienstag der 27. November


Am Dienstag haben wir aus unserem Fehler des Vortrages gelernt und waren morgens gleich nach dem Aufstehen Kanu fahren, obwohl wir kläglich versagten und nur im Kreis paddelten. Unter Einheimischen ist der See für die Muzungus, die sich im Kanu im Kreis drehen bekannt; so konnten wir uns sicher sein, dass wenigstens unsere Zuschauer Spaß hatten, auch wenn wir schon nach einer knappen Stunde aufgaben. Danach sind wir (nach einem kleinen Frühstück) im See schwimmen gegangen, der zwar recht schmutzig, dafür aber Bilharziose-frei und angenehm kühl ist. Gerade als wir aus dem Wasser kamen fing es wieder an zu regnen, hielt an diesem Tag jedoch nur für kurze Zeit an, sodass wir am Nachmittag noch eine kleine Wanderung unternehmen konnten. Und auch das Essen war an diesem Tag genauso herrlich wie am Montag:) Zum Abschluss unserer Reise haben wir uns am Abend dann den teuren Luxus einer Flasche Rotwein erlaubt und ein letztes Mal den abendlichen Blick über den See genossen. 

Unser süßes Hüttchen :)


Tag 6 – Mittwoch der 28. November


Tag der Rückfahrt. Schon traurig, hatten wir doch wirklich eine feine Zeit zusammen! Aber alles hat wohl sein Ende, also haben wir uns Pfannkuchen zum Frühstück gegönnt und sind dann (erneut mit dem Kanu) zum Bootsanleger zurückgefahren, wo William schon auf uns gewartet hat. Dann habe ich festgestellt, dass ich das erste Mal beraubt wurde, was mich sehr geärgert hat. Zwar handelte es sich dabei nur um eine Tupper-Dose, die ich im Auto liegengelassen habe und die von einem Autoputzer „mitgenommen“ wurde, jedoch ging es mir eher ums Prinzip (und darum, dass man in Uganda nur Schrott-Dosen kaufen kann), weshalb ich dann darauf bestanden habe, den Mann aufzusuchen. Der hat sie mir natürlich nicht wiedergebeben – angeblich hielt er sie für Müll und hat sie weggeworfen, was ziemlicher Quatsch ist, weil sie noch zur Hälfte mit G-Nuts gefüllt war. Aber naja, besser eine Dose, als meine Kamera ;)
Ansonsten verlief die Rückfahrt recht ruhig, wenn auch regnerisch und dadurch matschig. Um halb6 war ich dann wieder zu Hause und wurde mal wieder von einer kleinen Pfütze in meinem Wohn-/Esszimmer begrüßt, was regelmäßig der Fall ist, wenn es etwas stärker regnet. Trotzdem: Es ist immer wieder schön, „nach Hause“ zu kommen! :)

Freitag, 19. Oktober 2012

Lang ist es her...

...dass ich das letzte mal geschrieben habe. Das liegt allerdings noch nicht mal an Faulheit, sondern eher daran, dass ich zwar viel gemacht habe, allerdings nichts, worüber ich wirklich einen langen Eintrag hätte schreiben können.
Also kommen hier einfach mal ein paar Fotos und ein kleiner Überblick, von dem, was ich so getrieben habe.

Am 2. Oktober bin ich nach Bwera gefahren, ein kleines Städtchen, dass direkt an der Grenze zum Kongo liegt. Dort hat es mich hinverschlagen, weil mein Mentor dort lebt und arbeitet. Hauptsächlich war ich da, um sein Projekt kennenzulernen: eine Schule, in der von den etwas über hundert Schülern etwa 47 Kinder Aids-Waisen sind. Eigentlich eine Schule wie jede andere auch, nur hatte ich das Gefühl, dass die Kinder weniger lächeln (habe ich mir auf Grund meiner Niedergeschlagenheit vielleicht aber auch eingebildet).
Aber auch ansonsten war der 2-tägige Aufenthalt wirklich interessant. Ich habe in dem Haus meines Mentors geschlafen: kein Strom, kein Wasser, mein Bett durch einen Vorhang vom Rest abgetrennt; dafür aber eine riesige Gastfreundschaft und Unmengen an Essen. Die Gespräche mit ihm waren ebenfalls recht aufschlussreich, da er sich mit vielen regionalen Problemen beschäftigt, von denen ich zuvor zum Teil gar nicht so viel mitbekommen habe. So werden hier zum Beispiel wahnsinnig viele 12- bis 19-jährige schwanger. Die Gründe dafür sind vielseitig: der Hauptgrund scheint die Armut zu sein, da viele Mädchen, die kein Geld zum Essen haben, dieses dann von den Jungs in der Schule für eine "Gegenleistung" erkaufen können, oder sich zum Teil sogar Sugardaddys suchen. Wenn dann erstmal ein Mädchen damit angefangen hat, kommt es dazu, dass seine Freundinnen es auch machen, weil es "cool" ist. Kann man ja im Grunde genommen mit dem Rauchen auf deutschen Schulhöfen vergleichen, nur dass man vom Rauchen kein Baby kriegt. Der letzte Grund ist, dass die Mädchen versuchen, den "Western lifestyle" zu kopieren - ist euch mal aufgefallen, dass bei den (häufigen) Sexszenen in Filmen davor nie gezeigt wird, dass das Paar ein Kondom benutzt? Und selbst wenn die Kinder / Jugendlichen wissen, dass man eigentlich ein Kondom benutzen sollte: sie würden sich viel zu sehr schämen, um sich welche zu kaufen.
Wie dem auch sei, das sind die ersten Gedanken, die ich mir zu diesem Thema gemacht habe, das wird mich bestimmt noch die restliche Zeit hier verfolgen.

Kinder der "Rena Skole" beim Lunch

Am Samstag dem 6. Oktober bin ich nach Kampala gefahren und bin dort bis zum darauffolgenden Donnerstag geblieben. Über diese knappe Woche lässt sich nicht so wahnsinnig viel erzählen. Ich hab ein unverschämt westliches Leben geführt (gut gegessen, beim Friseur gewesen, eingekauft,..), an einem Abend waren wir sogar in einem deutschsprachigen Film, der vom Goethe-Institut angeboten wurde.
Am 9. Oktober war 50. Independence-Tag, den ich alles in allem zwar irgendwie beeindruckend, aber auch wahnsinnig bescheurt fand. Beeindruckend war er, weil wirklich die ganze Stadt auf den Kopf gestellt wurde: neuer Rasen auf den Mittelstreifen, überall Fahnen, manche Pfeiler wurden neu angestrichen,.. Wenn man dann allerdings bedenkt, was man von dem ganzen Geld SINNVOLLES tun könnte, findet man das nur noch absurd. Ich finde es zumindest absurd, vor allem, da Museveni das ganze Geld raushaut, um sich selbst zu lobhudeln, ohne das die ganze Bevölkerung dahinter steht. Viele Leute, mit denen ich darüber gesprochen habe (was aber zugegebenerweise hauptsächlich junge und gebildete Studenten waren - repräsentiet also nicht die breite Bevölkerungsschicht), nahmen gar nicht richtig am Unabhängigkeitstag teil, da sie nicht mit der Politik Musevenis zufrieden sind, sondern nutzten den freien Tag eher als einen guten Grund Alkohol zu trinken und feiern zu gehen. Haben wir letztendlich ähnlich gehalten, auch wenn wir davor versucht haben, zumindestens einen Teil mitzukriegen (mir wurde der Eintritt auf das Gelände jedoch verwehrt, da ich eine Kamera bei mir hatte). Die Kraft dieser jungen Leute sollte man meiner Meinung nach nicht unterschätzen, heute habe ich in der "BBC - Focus on Africa" den folgenden Text von George Ayittey gelesen:

A new generation of angry Africans I call 'the cheetahs' is emerging. They are fed up with dysfunction, rampant corruption and dictatorship. They understand what accountability, rule of law and democracy are all about. Young, university educated, agile and tech-savvy, they will push aside the sclerotic opposition leaders - some with cobwebs dangling from their ears - drain the ponds of 'the hippos' and take back Africa - one village at a time.
Der Text ist zwar nicht explizit auf Uganda bezogen und ist vielleicht auch ein bisschen zu hoch gegriffen (zumindest für Uganda), aber die Grundaussage ist schon nicht unwahr. Es gibt immer mehr gebildete junge Leute die wissen, wie es sein könnte und die nicht mehr zu der Generation gehört, die Museveni dankbar ist, weil er sie von Idi Amin "erlöst" hat. Ein belgischer Freund von mir ist der festen Überzeugung, dass es innerhalb der nächsten 10 Jahre zu einer "Revolution" kommt, mal schauen, ob er Recht hat.  

Nur zwei der Leckerein, die ich mir in Kampala gegönnt habe:

Cappuccino en masse..

.. und Turkish Pizza
Den Samstag nach meiner Rückkunft (13. Oktober) haben wir in der Kingfisher Lodge verbracht, um dort den Abschied von Cormac und Rebecca zu feiern, die leider am Montag gefahren sind. Die Lodge ist wunderschön, vor allem die Lage! Sie liegt an einem Hügel, sodass man einen wunderschönen Blick über den Queen Elizabeth Nationalpark hat, staunt selber:


Ein Teil der "Kasese Crew" - 2 davon sind nun weg, 4 Leute waren nicht da
Mit diesen schönen Bildern überlasse ich euch nun eurem Fernweh, bis bald :)

Montag, 1. Oktober 2012

Meine Wohnung

Nachdem meine Wohnung nun - mehr oder weniger - vollständig eingerichtet ist, kommen hier ein paar Fotos.

Das Grundstück auf dem ich wohne ist wirklich sehr schön und gepflegt, auch wenn es natürlich nichts im Vergleich zu dem heimatlichen Garten ist. Es besteht aus einem großen Haus, in dem ein schon etwas älterer, sehr netter Engländer namens Andy wohnt, der auf Grund seiner Arbeit jedoch die meiste Zeit unterwegs ist und nur einen Drittel seiner Zeit in Kasese verbringt. Das kleinere Haus ist in drei Wohnungen unterteilt, von denen ich eine bewohne. In der anderen Zwei-Zimmer-Wohnung lebt ein Ugander namens Didas, der für die Bank arbeitet und in der dritten Wohnung (die nur aus einem Zimmer besteht) hat unser Guard neuerdings ein Bett - zuvor lebte er in der Garage.

Blick vom Tor auf die Häuser 
In der Mitte meine Wohnung - nach links in den Gang rein geht es zur Küche und zum Bad
Meine Wohnung besteht aus zwei Zimmern: Schlafzimmer und Ess-/Wohnzimmer. Insgesamt ist sie etwa 20 Quadratmeter groß, also nicht gerade riesig, aber ausreichend. Als ich angekommen bin, war das einzige Möbelstück ein Bett mit Matratze, den Rest habe ich mit der Hilfe meines Chefs gekauft bzw. ein paar Kleinigkeiten von einem Peacecorp geschenkt bekommen, der am Montag abgereist ist. Ich wünsche mir zwar immernoch einige Möbelstücke (z.B. einen Holzstuhl), aber damit warte ich am besten, bis die nächsten Leute gehen, da das doch sehr viel preiswerter ist.

Das Esszimmer

Kleine Sitzecke (natürlich darf das Foto von den Mädels nicht fehlen) - auf die Vorhänge bin ich übrigens besonders stolz, da ich sie selbst genäht habe ;)

Mein Schlafzimmer
Wenn ich zum Badezimmer oder zu der Küche gehen will, muss ich erstmal nach draußen gehen, was teilweise ein wenig nervt, vor allem, wenn es dann doch mal regnet. Das Badezimmer ist nun eigentlich recht "schick", nachdem die Landlady es ein wenig umgebaut hat (auch, wenn der Wasserboiler noch nicht funktioniert, worüber ich jeden Morgen erneut fluche):

 

Meine Küche hingegen finde ich wirklich sehr nervig. Es gibt keine vernünftige Arbeitsfläche (die erste Regalreihe ist eigentlich zu hoch), sie ist noch nicht besonders gut ausgestattet und zusätzlich habe ich einen Gaskocher mit nur einer Kochstelle, was es schwer macht, mal etwas aufwändigeres und leckeres zu kochen.
Ich habe also noch ein paar Wohnungsprojekte vor mir, um es noch schöner zu machen. So werde ich  mir aus alten Wasserflaschen Blumentöpfe bauen, die ich neben meine Haustür stellen möchte, ich möchte mir ein "Hängeregal" konstruieren und eventuell auch noch einen Lehmofen in den Garten bauen, da muss ich jedoch erst noch meine Landlady fragen, ob das in Ordnung ist. Das wäre auf jeden Fall toll, dann könnte ich mir leckeres Brot backen!

Ansonsten bin ich mittlerweile im Alltag angekommen, auch wenn ich den immer wieder durch kleine Ausflüge unterhaltsamer mache. Letzte Woche Samstag war ich zum Beispiel mit Alice und Maria in den Kilembe Mines, die wohl demnächst von den Chinesen wieder genutzt werden, weshalb wir sie uns vorher noch mal angucken wollten. An diesem Samstag bin ich mit Cormac, Rebecca und Sasha nach Fort Portal gefahren um Pizza zu essen und ein bisschen zu feiern, was wirklich Spaß gemacht hat. Aber auch, wenn wir nichts großes machen, ist fast jeden Abend etwas los, sei es, dass wir zusammen Essen gehen oder eine DVD schauen.
Ich bin also immer beschäftigt, weshalb die Zeit wirklich rast! Ich bin tatsächlich schon seit sieben Wochen hier.
Habt einen schönen Montag, bis in 45 Wochen ;)