Donnerstag, 23. August 2012

Angekommen!


Die Fahrt von Kampala nach Kasese war abenteuerlich! Wir sind zunächst (bis nach Bushenyi) mit einem recht großen Reisebus gefahren, den ich zwar nicht sonderlich bequem fand, jetzt – nach einigen anderen Taxi-/Buserfahrungen – jedoch als richtig komfortabel bewerten würde, schließlich saß auf einem Sitzplatz tatsächlich auch nur eine Person! Außerdem ist es recht angenehm, dass die großen Busse nur selten stoppen und man dadurch erheblich schneller ist. Begleitet werden die Stopps durch Leute, die einem durch die Fenster alle möglichen Leckereien verkaufen wollen (z.B. gebratene Bananen, für die ich mich dann auch entschieden habe) und durch interessante Beobachtungen, wie dem Verfrachten von Gedärmen oder Kuhköpfen in das Gepäckfach, von dem man weiß, dass auch die eigenen Koffer sich dort befinden. In Bushenyi sind wir aus dem großen Bus ausgestiegen, da dort eine andere Freiwillige, die grade um 9 Monate verlängert hat, in einer Organisation arbeitet und wir diese noch besucht haben. Weitergefahren sind wir dann mit einem kleineren Taxi-Bus (Größe eines VW-Busses). 21 Passagiere, 1 Baby, einige Hühner, jede Menge Gepäck. Da habe ich mich richtig in Afrika angekommen gefühlt! (: Zumindest bis wir in einem wirklich winzigen Dorf angehalten haben, die Tür aufging und „Justin Bieber – Baby“ von draußen in den Bus schallte. Den wird man ja wirklich nirgendswo los! ;) Bei der Weiterfahrt ist leider meine große Reisetasche vom Dach des Busses runtergefallen, ist zwar nicht geplatzt, hat aber nun erhebliche Löcher, Schrammen, etc. und ist für die Rückreise wohl unbrauchbar. Meine Bücher haben nun fast alle eine Macke (hätten wir doch nicht ganz an den Rand packen sollen, Alex:D) und ein Spiegel ist kaputt gegangen, außerdem auch noch Mitbringsel, die ich in der Tasche hatte. Alles Elektrische war zum Glück eher mittig in der Tasche und durch Klamotten geschützt.
Landschaftlich ist die ganze Strecke wirklich wunderschön, besonders der zweite Teil der Reise, der teilweise durch den Queen Elizabeth Nationalpark führt. Rein aus Sightseeing würde ich also jedem empfehlen den Weg über Bushenyi und nicht den über Fort Portal zu wählen, obwohl der natürlich ähnlich schön sein kann, das muss ich noch herausfinden. Als wir abends in Kasese angekommen sind haben wir uns noch ein wenig umgeguckt, kurz mit meinem Chef getroffen, die Wohnung angeguckt,  in eine Bar gesetzt und waren dann aber auch schon eher früh in unseren Hotelbetten, weil es gleich am nächsten Morgen weiter nach Fort Portal ging, um Marian dort hinzubringen. Fort Portal finde ich wirklich schön und freue mich jetzt schon darauf das Wochenende nächster Woche eventuell dorthin zu fahren! Besonders interessant fand ich es, den Chef und den Arbeitsplatz von Hannah kennenzulernen. Er hat tatsächlich versehentlich nicht Marians, sondern Hannahs Freiwilligen-Akte gezückt, als wir in sein Büro gekommen sind. Jonathan (der Vorgänger Marians) war sehr redselig, hat uns viel gezeigt und ich war ziemlich von seiner Souveränität beeindruckt; ich hoffe, am Ende des Jahres kann ich das gleiche von mir sagen. Ein anderer ehemaliger Freiwilliger, der gleichzeitig mit Hannah in Fort Portal war, ist nun der Manager einer Lodge, etwa 15-20 Minuten Boda-Fahrt von Fort Portal entfernt. Der Ort ist wunderschön! Mitten in den Bergen, direkt neben Kraterseen. Also wer das Geld hat (kostet ja nur so etwa knappe 500 $ pro Nacht für Nicht-Ugander): ich kann es nur empfehlen.
Am gleichen Abend sind Frank und ich auch schon wieder nach Kasese gefahren. Am Sonntag hatten wir dann noch ein etwas ausführlicheres Treffen mit meinem Chef Mister Emmanuel und ich hab schon mal das Office und den Garten kennengelernt (liegt bedauerlicherweise relativ weit voneinander entfernt, ich kann also nicht einfach zwischendurch mal in den Garden huschen, wenn ich keine Lust mehr auf Office-Arbeit habe). Gegen 3 Uhr ist Frank dann zurück nach Kampala gefahren um sich dort wieder um die anderen Freiwilligen zu kümmern und sie mit ihren Einsatzstellen bekannt zu machen. Ich hab in der Nacht von Sonntag auf Montag das erste Mal in meiner (zu dem Zeitpunkt noch außer einem Bett komplett leeren) Wohnung verbracht und hatte am Montag auch schon meinen ersten Arbeitstag, der (genau wie auch der Dienstag) weniger aus Arbeit bestand, sondern daraus, mit meinem Chef durch Kasese zu laufen und Möbelstücke zu suchen. Vollständig und schön eingerichtet ist meine winzige Wohnung noch lange nicht, aber sobald ich das geschafft habe, werde ich Fotos hochladen (falls die Internetverbindung das zulässt). Eine eher lustige Begebenheit ist, dass ich am Dienstag kurz bei der Landlady war um mich vorzustellen und ich bei diesem Anlass gefragt habe, ob ich die Toilette und das Duschzimmer nun eigentlich alleine nutze oder nicht. Von Emmanuel wurde mir gesagt, dass die nur für mich sind, allerdings habe ich mitbekommen, dass mein Nachbar die auch nutzt. Als ich ihr das gesagt habe war das also keine Kritik sondern nur eine Frage, da es mir eigentlich ziemlich egal ist, ob ich die Dusche nun teilen muss oder nicht. Das einzige, worauf wir uns bei dem Treffen geeinigt haben, war, dass sie mir noch warmes Wasser ermöglichen möchte. Am gleichen Abend hat sie mich aber noch angerufen und mir mitgeteilt, dass sie mir nun ein eigenes Bad schaffen möchte und seitdem werkeln die da rum. Eigentlich finde ich das ziemlich bescheuert, weil ich werde zwar nun ein eigens Bad haben, jedoch sind Dusche und WC dann in einem kleinen winzigen Raum von vielleicht maximal 2 Quadratmetern. Naja, immerhin kann ich fortan sitzend Duschen und ich finde es wirklich lieb von ihr, wie sie versucht, das Badezimmer möglichst europäisch zu gestalten. Vorher gab es nur eine Latrine – nun ein Keramikklo, richtig schicke Fliesen und einen hübschen Duschkopf :D Vielleicht sollte ich beim nächsten Treffen mit ihr die Qualität meiner Küche ansprechen, die bisher nur aus ein paar Brettern an der Wand besteht; danach hätte ich bestimmt einen Kühlschrank, einen Backofen und einen Herd.

Nachdem ich die ersten beiden Arbeitstage also hauptsächlich mit Einkaufen und Erledigen verbracht habe, hatte ich gestern nun den ersten richtigen Tag und muss sagen, dass ich eher frustriert nach Hause gekommen bin. Ich hatte genau 2 Stunden was zu tun (Design von Product labels), danach habe ich noch 2 Stunden bis zu meiner Mittagspause in meinem Buch gelesen und nach der Mittagspause sollte ich gar nicht erst wiederkommen, weil es nichts zu tun gab. Heute habe ich komplett frei, weil Emmanuel in Kampala ist. Grade jetzt in der Anfangszeit würde ich mir wünschen, dass ich die ganze Zeit was um die Ohren hätte, damit kein Heimweh aufkommen kann. Außerdem weiß ich nicht, wie ich mich ein Jahr immer ab 11 Uhr vormittags selbst beschäftigen soll. Das ist auch mit ein Grund, warum ich nach Fort Portal fahren möchte, weil ich hoffe, dort im Tooro Botanical Garden irgendwelche Anregungen zu finden. Die beste Möglichkeit ist vermutlich, dass ich mir einfach selber Projekte suche, die ich dann in meiner Organisation umsetzen kann. Dafür wird jedoch hauptsächlich das Geld fehlen, da Bio Gardens noch in der Aufbauphase ist und wirklich wenig Geld zur Verfügung hat. Grade habe ich zum Beispiel die Idee in dem Garten Bienen zu beheimaten, dem Honig noch andere wohltuende Heilpflanzen beizumischen und dann zu verkaufen (ein kleines Projekt ist besser als kein Projekt). Es könnte also sogar sein, dass man das Geld, dass man dafür ausgeben muss durch den Verkauf wieder reinkriegt, nur bringt mir das nichts, wenn grade kein Geld da ist, mit dem ich die nötigen Materialien kaufen kann. Ich stecke grade also ein wenig in einem Loch und bin mal gespannt wie sich das noch entwickelt. Vielleicht werde ich versuchen ein wenig Fundraising zu betreiben, damit sich Bio Gardens ein bisschen besser weiterentwickeln kann. 

Meine (viele) Freizeit nutze ich momentan hauptsächlich zum Lesen. Inzwischen habe ich aber auch (Fort Portal-Freiwillige sei Dank) Kontakt zu anderen Nicht-Ugandern in Kasese gefunden. Die Gruppe ist eigentlich recht interessant (wenn auch dadurch ein wenig einschüchternd), da nur eine einzige Nationalität doppelt vorkommt (zwei Belgier, die schon als Paar hierhin gekommen sind) und ich mit Abstand die Jüngste hier bin. Ich hab nun also innerhalb von zwei Abenden schon angefangen Poker und Pool zu lernen, bis zur Perfektion dauert es bei beidem aber noch ein wenig. 

Das war es erst mal von mir. Von Kasese als Stadt habe ich hier bewusst noch nicht so viel geschrieben, da ich darüber noch einen eigenen Post veröffentlichen möchte und das Gefühl habe, dass ich die Stadt noch ein bisschen mehr auf mich wirken lassen muss.

Ich hoffe bei euch in Deutschland / Äthiopien / Malawi (alle anderen sind momentan doch noch zu Hause?!) ist alles gut! Und denen die bald abreisen wünsche ich eine wunderschöne Zeit (:

Donnerstag, 16. August 2012

Kampala



Luganda-Unterricht in der Makerere University
Die ersten Tage in Kampala liegen hinter mir, morgen geht es weiter nach Kasese: wohl der richtige Zeitpunkt für einen kleinen Zwischenbericht.
Nachdem wir Dienstag um etwa 5 Uhr morgens nach über 24 Stunden Reise in unserem Hotel angekommen waren, kann man sich vorstellen, dass wir den Dienstag nur zur Hälfte nutzen konnten, da das Hauptinteresse erstmal darin lag auszuschlafen. Trotzdem haben wir es noch geschafft uns am Nachmittag zunächst die in einer solchen großen Stadt recht wichtigen Handys zuzulegen und abends in ein ziemlich westliches Einkaufszentrum (Garden City) zu fahren und dort zu abend zu essen. Garden City ist mir (zumindest momentan noch) recht unsympathisch, schließlich bin ich nicht nach Uganda zu kommen, um dort Garnier-Shampoo, Lindt-Schokolade und ähnliches kaufen zu können, jedoch will ich nicht dafür garantieren, dass ich in einem halben Jahr nicht doch glücklich darüber sein werde, eine solche Möglichkeit zu haben. Am Mittwoch waren wir dann doch schon etwas fitter, waren das erste mal an der Makerere University (von dessen größe ich beeindruckt war, der Campus ist so groß wie ein ganzes Stadtviertel), da dort der Luganda-Sprachkurs stattfindet und sind auch zum Immigration gefahren, wo wir uns aufgrund unserer beantragten Arbeitsvisa wohl noch des öfteren rumtreiben müssen. Abends waren wir dann im Diplomate essen, was ein recht schickes und edles Restaurant und Hotel ist und hauptsächlich durch die Lage brilliert. Es liegt an der Spitze eines Hügels und man hat im Dunklen eine wirklich beeindruckende Sicht auf das von Lichtern erleuchtete Kampala (auch wenn das nun ein wenig schnulzig klingen mag). Das Essen dort war zwar ganz lecker, für 2 1/2-stündiges Warten jedoch nicht lecker genug und etwas zu teuer. Die Geduld scheine ich mir sowieso noch antrainieren zu müssen, da wir bisher immer eher länger auf das Essen warten mussten, auch wenn das vielleicht eher an der Größe unserer Gruppe liegen mag.   
Heute morgen hätten Marian und ich eigentlich mit Frank losfahren sollen (nach Kasese und Fort Portal), da sich das jedoch auf Freitag verschoben hat, haben wir beschlossen nicht zu dem Sprachkurs zu gehen (an unseren Einsatzstellen spricht man sowieso andere Sprachen), sondern stattdessen auszuschlafen. Mittags sind wir dann zum Campus gefahren um uns dort mit den anderen zu treffen und schließlich (endlich!!) das erste Mal afrikanisch zu essen.

Von Kampala habe ich bisher die unterschiedlichsten Eindrücke. Hier ist es laut, bunt und chaotisch, was einerseits wirklich Spaß macht, aber auch tierisch anstrengend sein kann. Die Straßen sind teilweise vollgepresst mit Autos, Bussen und Motorrad-Taxis (bodabodas). Wenn ich mit den bodabodas mitfahre kriege ich bei den Schlaglöchern und wenn sich das Motorrad durch winzige Autolücken schlängelt kleine Herzinfarkte, gleichzeitig ist es aber auch wirklich lustig mit ihnen mitzufahren und sie sind die schnellste Methode von A nach B zu kommen, weil auch der schlimmste Stau sie nicht aufhalten kann.
Die Menschen sind super freundlich, mal freunen mich die Rufe ("Muzungu, how are you?"), manchmal finde ich sie eher nervig, man kann halt nirgendwo unbehelligt langgehen.

Trotzdem (oder genau deshalb) freue ich mich sehr auf Kasese, wo ich hoffentlich keine Kopfschmerzen mehr von den Abgasen haben werde und wo es vielleicht ein wenig ruhiger zugeht, ein Landkind wie ich es bin ist schließlich nichts gewöhnt ;)