Freitag, 8. Februar 2013

Eine Abenteuerreise durch Tanzania

Oder: Kein Weg ist lang, mit einem Freund an der Seite



Hier kommt nun also die Fortsetzung meines Reiseberichts. Wie bereits erzählt, bin ich am 5. Januar mit der Fähre nach Dar es Salaam gefahren. Da keine anderen Sitzplätze mehr frei waren, saß ich in der eiskalten ersten Klasse, aber so hatte ich wenigstens einen gemütlichen Sitz. Schon ein wenig traurig, die Traumstände Zanzibars und das wunderschöne Stone Town zu verlassen, aber gleichzeitig mit viel Vorfreude auf Caro und Tanzania! Mit Caro bin ich davor ja bereits ein wenig durch Uganda gereist, sie ist eine Mitfreiwillige von artefact und wohnt in Soroti (dazu habe ich bereits einen Blogeintrag geschrieben). Die Wiedersehensfreude in Dar es Salaam war groß und auf dem Weg zu unserer Unterkunft, dem YWCA (christlich, billig, aber ein wenig runtergekommen), haben wir uns über unsere Weihnachts- und Neujahrsfeste und unsere Reisepläne für die nächsten Tage ausgetauscht. Einen groben Plan hatten wir schon, die Route sollte folgende sein: Bagamoyo – Moshi – Arusha – Dodoma – Mwanza – Bukoba. Also im Zickzack durch die nördliche Hälfte Tanzanias! Wir hatten allerdings weder eine echte Zeitplanung, noch einen genauen Plan, was wir machen wollten. Das war aber gar nicht so schlecht, da immer, wenn wir während der Reise eine Zeitplanung entwickelt haben, diese komplett durcheinander geschmissen wurde.
Den restlichen Tag haben wir damit verbracht durch Dar es Salaam zu laufen, hauptsächlich an der Promenade entlang, an dessen kleinen und zugemüllten Strand wir Kokosnüsse gegessen haben und einige Hochzeitspaare beim Fotos machen bewundert haben. Auf dem Rückweg sind wir durch ein verbotenes Gebiet gelaufen, woraufhin wir ein wenig mit der Polizei diskutieren mussten – woher soll man das denn aber auch wissen, wenn die Verbots-Schilder auf Swahili sind? Das Sprachproblem läuft einem in Tanzania relativ oft über den Weg, sehr viel häufiger als in Uganda, was auch recht leicht zu begründen ist: während es in Tanzania nur Swahili als die internationale Sprache gibt, gibt es in Uganda etwa 50 verschiedene Sprachen, weshalb die Ugander darauf angewiesen sind Englisch zu lernen, um sich untereinander verständigen zu können. Sobald eine Familie in Tanzania etwas mehr Geld hat, schickt sie ihre Kinder auf ugandische Bildungsinstitute, unter anderem, damit sie besseres Englisch lernen. Oft wäre ich ohne Caro, die ein wenig Swahili sprechen kann, kläglich gescheitert, vor allem in den ländlicheren Gebieten.  

Gegensätze ziehen sich an - alt und neu, traditionell und modern

Ein Pfau im botanischen Garten Dar es Salaams

Kokosnüsse am Strand Dar es Salaams


Auch am nächsten Tag haben wir Dar es Salaam noch ein wenig erkundet, obwohl ich dabei wenig euphorisch war, da es mir Dar nicht sonderlich angetan hat. Zwar ist es eine recht westliche Stadt mit vielen Hochhäusern und schicken Straßen, jedoch finde ich Städte interessanter, die entweder eine extreme Eigenheit oder Besonderheit haben (wie z.B. das Chaos Kampalas) oder eine krasse Geschichte haben. So ist Kigali  zwar auch sehr modern und westlich geprägt, jedoch ist das sehr viel interessanter dort, wenn man den Zusammenhang mit der Geschichte bedenkt (ohne die ganzen Spendengelder nach dem Genozid würde Kigali schließlich nie und nimmer so aussehen).
Mittags haben wir uns dann also irgendwann in ein Dalla-Dalla gesetzt und sind nach Bagamoyo gefahren, was circa 2 Stunden nördlich von Dar und ebenfalls an der Küste liegt. Dort wohnt ein anderer artefact-Freiwilliger, bei dem wir und vier andere Gäste übernachtet haben. Unter anderem Marvin und Sebastian (Kigali-Freiwillige), mit denen wir danach noch ein paar Tage rumgereist sind.
Bagamoyo ist eigentlich nicht sonderlich groß, aber trotzdem recht interessant. Zum einen dadurch, dass es durch sein College of Arts eine Künstlerhochburg ist und zum anderen durch die Geschichte: schon immer durch seine günstige Küstenlage eine wichtige Handelsstadt gewesen wurde es von 1887 bis 1891 die Hauptstadt von German East Africa, wodurch noch einige alte von den Deutschen gebaute Gebäude dort stehen, was der Altstadt einen gewissen Charme verleiht. Abends sollte es eigentlich eine von Künstlern organisierte Strandparty bzw. einen Lagerfeuerabend geben, was jedoch ausfiel. Also gingen wir irgendwann vom Strand zurück nach Hause, wo die anderen verzweifelt versuchten ein Feuer zu entzünden, was wohl auch irgendwann geglückt ist, jedoch war ich da schon im Bett. 

Made by Caro


Die Altstadt Bagamoyos

Eine Runde Chillen am Strand :)


Am nächsten Tag sollte es dann weiter nördlich nach Moshi gehen, auch wenn wir (Caro, Marvin, Sebastian und ich) daran zweifelten dieses Ziel zu erreichen, als wir an der Taxi Station stundenlang warteten, um ein Dalla-Dalla nach Msata zu erwischen. Schließlich gelang es uns doch und in Msata stieg unsere Laune drastisch, da es ein absolutes Ananasdörfchen zu sein schien (eine Ananas für 500 Schilling), in dem es ein „Execution“-Hotel gab. Da das die einzige Hotelmöglichkeit war, waren wir doch recht froh, dass wir zügig einen Bus erwischt haben und nicht dort schlafen mussten – vielleicht muss man für das Ananas-Paradies mit dem Tot bezahlen, ähnlich wie bei Hänsel und Gretel? Eine lange Busfahrt, aber durch eine schöne Landschaft: viele Ananasfelder und immer mehr vereinzelte Hügel leiten schließlich in die Usambara und Pare Mountains über. Dummerweise hatte ich einen Sitzplatz neben einer ziemlich fülligen Tanzanierin erwischt, wodurch die erste Hälfte der Strecke eher unkomfortabel und beengt war, danach wurde der Bus aber leerer und Caro und ich konnten uns eine ganze 3er-Sitzreihe zu zweit teilen (Ja! Das ist Luxus hier, meine lieben Freunde, die ihr es doch so gewöhnt seid im Zug selbstverständlich eine ganze Reihe in Beschlag zu nehmen, um sich hinzufläzen und ein Nickerchen zu machen). Wir sind nicht ganz bis Moshi gefahren, sondern nur bis Mwanga, da dort ebenfalls eine artefactlerin wohnt, bei der wir schlafen konnten. Netterweise hat sie mir und Caro ihr Bett überlassen, in das wir ziemlich erschöpft reingeplumpst sind. 

Am 8. Januar, dem Folgetag, wollten wir uns EIGENTLICH von den Jungs trennen, da wir EIGENTLICH vorhatten uns nur kurz in Moshi umzusehen und dann weiter nach Arusha zu fahren, weshalb wir uns vormittags ohne sie auf den Weg gemacht haben. Von Mwanga nach Moshi sind wir getrampt und sind vorne in einem absoluten Luxus-LKW gelandet, wo wir es uns auf dem weichen Bett in der Fahrerkabine bequem machen konnten (wie wir später feststellen mussten, war das von all unseren Transporten die komfortabelste Strecke). Wie das aber so ist mit dem Trampen haben wir anstatt der üblichen Stunde für die Strecke circa drei Stunden gebraucht und da wir länger als nur für ein Stündchen in Moshi bleiben wollten, haben wir uns entschieden doch dort zu schlafen. In Moshi angekommen haben wir erst mal einen Cappuccino genossen und unseren weiteren Trip geplant, als uns ein Anruf der Jungs erhalten hat mit der Frage, wo wir denn schlafen würden. Also haben wir uns doch wieder mit ihnen getroffen, übrigens im Lutheran Umoja Hostel. Danach haben wir den Folgetag organisiert, sind durch die Stadt gelaufen, haben ein paar Sachen erledigt wie z.B. Geldüberweisungen und meine Schuhe reparieren lassen (innerhalb von zwei Tagen sind mir zwei Paar Schuhe kaputt gegangen, wodurch ich ziemlich Schuh-los wurde), haben ein Bier mit zwei Unbekannten getrunken, von denen einer ein paar Tage später heiraten wollte, und zu guter Letzt haben wir uns mit Marvin und Sebastian bei Milan’s getroffen, ein nettes indisches Restaurant.
Moshi gefiel mir ziemlich gut, ein ausgesprochen grünes Städtchen in genau der richtigen Größe. Wer weiß, vielleicht verschlägt es mich dort ja auch noch eines Tages hin. 

Made by Caro


Die Stimmungskurve beim Trampen ist wie eine umgedrehte Pyramide: am Anfang voller Vorfreude, mit der Zeit immer mehr ernüchtert und dann, wenn man eine Mitfahrgelegenheit bekommt total glücklich.. Wie man sieht, ist dieses Foto am Anfang entstanden.


Der Markt Moshis

Mein Schuh wird geflickt :)


Nach einer erholsamen Nacht haben wir morgens den Kilimanjaro gesichtet, was uns ziemlich gefreut hat, kann man den doch nur ab und zu mal morgens oder abends sichten, da er sonst hinter Wolken und Dunst versteckt ist. Caro und ich haben uns um acht Uhr mit unserem Guide getroffen, mit dem wir in die Ausläufer des Kilimanjaros gefahren sind. Dort angekommen haben wir zunächst ein unterirdisches Höhlen-/Tunnelsystem besichtigt. Dieses wurde von dem Chagga-Volk genutzt, um sich vor ihren Feinden (hauptsächlich Massai) zu verstecken. Das System ist ziemlich ausgeklügelt und beinhaltet Bereiche für das Vieh, Schlaf- und Lebensbereiche, Luftschächte und ein Gang führt bis zum nächsten Fluss, um Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Danach sind wir zu einem Wasserfall gegangen, der echt toll war, vor allem, da man darin baden konnte. Der Kraft und Naturgewalt so nah zu sein war echt genial, der Wassersog und der Wind waren ziemlich stark. Durch das eiskalte Wasser ziemlich ermüdet, hatten wir uns danach eine Stärkung wirklich verdient, die uns in dem Elternhaus unseres Guides serviert wurde. Danach ging es wieder nach Moshi, wo wir den Jungs Tschüss gesagt haben, unser Gepäck vom Hostel abgeholt haben und dann weiter nach Arusha getrampt sind. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis wir einen LKW gefunden haben (davor sind wir noch eine kurze Strecke mit einem Schulbus mitgefahren, der dummerweise losgefahren ist, als ich noch draußen stand – das wäre eine schöne Filmszene gewesen), das Warten hat sich aber echt gelohnt: die Fahrer waren super nett! Während der Fahrt hatten wir immer wieder geniale Sichten auf den Kilimanjaro und der Fahrer war jedes einzelne Mal so aufmerksam anzuhalten, damit wir Fotos machen konnten. In Arusha angekommen, haben sie uns fast bis vor unser Hostel (Arusha By Night Annex) gebracht, da Arusha vor allem nachts als sehr gefährlich gilt. 

Morgendliche Sicht auf den Kilimanjaro

Aus den Chagga-Höhlen zurück ans Sonnenlicht!



Schwimmen im Wasserfall

Abendliche Sicht auf den Kilimanjaro


Tagesziel des 10. Januars war: von Arusha nach Dodoma trampen. Etwa 500 km. Naja, da hat uns wohl der Größenwahn gepackt.
Zunächst einmal sind wir ziemlich verspätet losgekommen, da wir noch einen Bekannten Caros getroffen haben, der uns ein wenig Arusha gezeigt hat. Ich empfand Arusha als ziemlich hässlich: zugemüllt, hässliche Gebäude und verhältnismäßig viel Verkehr. Es hat uns ein wenig an eine Miniaturversion von Kampala erinnert, obwohl ich Kampala eindeutig mehr abgewinnen kann. Zusätzlich hat es dann ziemlich lange gedauert, bis wir eine Mitfahrgelegenheit gefunden haben, mit der wir dann noch nicht mal weit gekommen sind, aber netterweise haben uns die Fahrer an einen anderen LKW weitervermittelt, mit dem wir dann immerhin bis nach Makuyuni gefahren sind. Die Strecke in diesen beiden LKWs war übrigens ziemlich schön und führte durch leicht hügliges Massai-Land. Apropos, ich kann es nur weiterempfehlen in den Fahrerkabinen von LKWs zu fahren, man hat eine geniale Aussicht! Selbst in Makuyuni hatten wir dann (unerwartet) relativ schnell Glück und haben einen Pick-up erwischt. Später realisierten wir zwar, dass die Fahrer des Pick-ups nicht wegen uns anhielten, sondern wegen irgendwelchen Autoproblemen, aber was zählte: wir hatten eine neue Mitfahrgelegenheit. Die Sitzplätze waren alle schon besetzt, also ging es hinten rauf. Die Ziegen blockierten leider den windschattigen Platz, sodass wir dem vollen Fahrtwind ausgesetzt waren. Das könnt ihr euch ungefähr so vorstellen, als würdet ihr bei voller Fahrt euren Arm aus dem Fenster halten, nur dass es bei uns der ganze Körper war und uns zusätzlich das Gewicht unserer Rucksäcke nach hinten gezogen haben: nicht gerade einfach und unanstrengend! Vor der Anfahrt habe ich leider vergessen mich mit Sonnencreme einzucremen und es, bereits verbrannt, erst nach einer Stunde nachholen können, da ich mich vorher in „Todesangst“ lieber an das Auto festgekrallt habe, um nicht runterzufallen. Insgesamt dauerte die Fahrt 2 ½ Stunden, bis wir in Babati waren. Voller Optimismus – schließlich hatten wir bis zum Mittag schon die Hälfte der Strecke geschafft – gönnten wir uns dort ein Mittagessen, sogar mit Bier ;) Danach hatten wir uns zu entscheiden, auf welcher Strecke wir unser Glück versuchen sollten, da es von Babati aus zwei gibt: eine über Kondoa und eine über Singida. Wir entschieden uns für die über Kondoa, da diese um einiges kürzer ist und wir deshalb mehr Fahrer dort vermuteten. Pustekuchen. Nach vielstündigem Warten wurde uns mitgeteilt, dass dort fast nie jemand langfährt, da die Strecke durch Wald führt und deshalb gefährlich sei. Um genau zu sein wurde uns auch schon vorher gesagt, wie hoffnungslos unser Plan sei, aber wir haben uns wohl zu sehr auf unseren Muzungu-Charme verlassen. Also fuhren wir gegen fünf Uhr zurück nach Babati (ein kleines Stückchen weiter waren wir schließlich schon gekommen), wo wir es mit der anderen Strecke versuchen wollten, für die es aber wohl schlicht und ergreifend schon zu spät war. Letztendlich mussten wir also resigniert und deprimiert aufgeben und in Babati bleiben. „Nie wieder Babati!“, haben wir uns gesagt und uns vor dem Bezug eines kleinen Guesthouses ein Busticket für den nächsten Morgen gekauft. In diesem Guesthouse habe ich übrigens die schönste Liebeserklärung meines Lebens erhalten! Ein Tanzanier, mit dem wir ein wenig Bier tranken, teilte mir mit, dass er schon immer auf eine Frau wie mich gewartet hätte. Als ich ihn fragt warum, sagte er schlicht: „Weil du rauchst!“ Das war auf jeden Fall eine Liebeserklärung der anderen Art! 

Kurze Verschnaufpause während der Pick-up-Fahrt


Auch am nächsten Morgen ließ unsere Babati-Abneigung nicht nach, als wir zunächst zwei Stunden länger als versprochen auf den Bus warten mussten, nur damit uns dann mitgeteilt wurde, dass dieser Bus bereits voll sei, obwohl wir am Abend zuvor unsere Tickets bereits gekauft hatten. Also wurden wir (ohne irgendwelche Erklärungen) auf einen anderen Bus umgeschrieben. Wir waren ziemlich sauer, vor allem, als sie sich weigerten uns unser Geld zurückzugeben, da wir dachten, dass wir nun genauso gut trampen könnten. In dem nächsten Bus der ankam war eigentlich auch kein Platz mehr, aber da wir davor schon ausführlich unseren Ärger ausgedrückt hatten, wurde dann doch Platz für uns gefunden. Nachmittags kamen wir in Dodoma an und wurden dort von Richard in Empfang genommen. Dodoma ist zwar die Hauptstadt Tanzanias, bis auf ein paar wenige schicke Häuser merkt man davon allerdings kaum war. So wie wir Arusha als „Kampala in klein“ bezeichneten, benannten wir Dodoma „Soroti in groß“. Eigentlich eine nette Hauptstadt, ziemlich wenig los (böse Zungen – Richards Zunge – würden es auch als ausgestorben bezeichnen), aber insgesamt schön weit auseinandergezogen, wodurch recht viel Grünfläche entsteht. Abends waren wir leckere Pizza essen und haben eine Runde gequatscht, Richard und Caro waren noch in einer Bar, während ich schon schlafen gegangen bin, weil ich ziemlich kaputt von dem ganzen Reisen war. 

Mein Reiseführer (lonely planet – Tanzania) über Dodoma: 


„Dodoma was of little consequence until 1973 when it was named Tanzania’s official capital and headquarters of the ruling Chama Cha Mapinduzi party. According to the original plan, the entire government was to move to Dodoma by the mid-1980s and the town was to be expanded to ultimately encompass more than 300,000 residents, all living in smaller independent communities set up along the lines of Nyerere’s ujamaa (familyhood) program. The plans proved unrealistic for a variety of reasons and although the legistlatur meets here, Da es Salaam remains the unrivalled economic and political center. Though there has been slow growth over the years, its grandiose street layout and the imposing architecture of many church and government buildings sharply contrasting with the slow-paced reality of daily life makes Dodoma feel as though it’s dressed in clothes that are several sizes too big.”

Zaun, Flugplatz und der Lion Rock





Am 12. Januar mussten wir sehr früh aufstehen, da wir einen Zug von Dodoma nach Mwanza gebucht hatten. Uns wurde gesagt, dass wir um halb7 spätestens da sein sollten, da der Zug um 7 losfahren würde, also waren wir um viertel nach 6 am Bahnhof. Circa um 9 wurden wir dann auch tatsächlich schon zu unserem Zug geleitet, obwohl dieser eigentlich nicht als Zug beschrieben werden kann, da es ein einzelner auf den Gleisen stehender Wagon ohne Lok war. Über die Stunden des Wartens kristallisierte sich  dann langsam heraus, dass der entgegenkommende Zug von Mwanza nach Dar es Salaam Probleme mit der Lok hatte und deshalb die unsere bekommen hatte. Irgendwann nachmittags riefen wir Richard an, der daraufhin vorbeikam und uns Bier mitbrachte. Unnötig zu sagen, dass wir unser ganzes Proviant aus Langeweile bis dahin schon aufgegessen hatten. Bei Anbruch der Dunkelheit kam dann endlich unser Zug, an den unser Wagon in einer langwierigen Prozedur angekoppelt wurde und JUCHHU! Um 8 Uhr fuhr unser Zug mit 13 Stunden Verspätung tatsächlich los! In diesem Moment schworen Caro und ich, uns niiiiie nie wieder über die Deutsche Bahn zu beschweren. Unsere durch den Tag schon durchgesessenen Körper freuten sich nicht mehr besonders auf die 26 Stunden Zugfahrt und die Nacht war wirklich die Hölle. Da wir, mal wieder, zu spät gebucht hatten, waren nur noch Sitzplätze in der dritten Klasse frei. Die Sitze waren hart, hatten pro Person in etwa eine Größe von 30 x 30 cm, die Rückenlehne ging nur in etwa bis zu den Schulterblättern (Kopf anlehnen: Fehlanzeige!) und zu allem Überfluss lag zu unseren Füßen eine Frau auf dem Boden, sodass wir auch unsere Füße und Beine noch irgendwie auf diesen 30 x 30 cm-Plätzen unterbringen mussten. Teilweise verbrachte Caro ihre Nacht auf dem Gang, was sich aber auch als nicht sehr geeignet herausstellte, da immer wieder Leute auf sie getreten sind, die Rest der Nacht haben wir beide uns irgendwie gestapelt und so ab drei Uhr morgens aus purer Erschöpfung tatsächlich noch eine Mütze Schlaf gefunden, wenn es nicht gerade der Schaffner auf uns abgesehen hatte, der es in seinem betrunkenen Zustand wohl lustig fand die Muzungus zu ärgern. Immer wieder hörten wir das ganze Abteil über seine Muzungu-Witze lachen und wir selber hatten keine Ahnung, worüber er überhaupt redete. Außerdem kam es mitten in der Nacht zu einer Prügelei zwischen ihm und einem Fahrgast, was Caro leider verschlafen hat. So furchtbar diese Fahrt nun auch klingt, irgendwie hatte es trotzdem seinen Charme. Vor allem den nächsten Tag habe ich genossen, an dem es in einer Schneckengeschwindigkeit durch die Weiten Tanzanias ging. Trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht wenig glücklich war, als wir gegen 10 Uhr abends des 13. Januars endlich in Mwanza ankamen, in einem billigen Hostel abstiegen und endlich endlich endlich in ein Bett fallen konnten, in dem wir genug Platz hatten, um ausgestreckt zu schlafen. 

Wartezeit überbrücken..

Unser Zug :)


Den nächsten Tag haben wir damit verbracht durch Mwanza zu laufen. Mwanza ist ein eigentlich recht hübsches Städtchen, das direkt am Lake Victoria liegt. Der Uferbereich ist dort besonders schön, weil überall kleinere und größere Rocks aus dem Wasser ragen und auch auf dem hügeligen Land rumliegen, weshalb Mwanza auch den Namen „Rock City“ trägt. Beim Rumlaufen sind wir unter anderem über den Massai Market geschlendert, wo wir uns – nein, wie kitschig – „Freundschaftsketten“ gekauft haben. Danach haben wir beschlossen, auf den „Robert Koch Hill“ zu klettern: ein Hügel in der Mitte der Stadt, auf dem oben eine ehemalige Villa steht. Haben wir auch gemacht und in das inzwischen von Massai bewohnte Haus wurden wir freundlich reingewinkt. Der Blick von da oben war wirklich toll und wir haben die ganze Situation sehr genossen… zumindest bis wir wieder gehen wollten. Das ging nämlich nicht. Zumindest nicht, ohne den Massai davor nicht ordentlich Geld zu geben, wozu wir uns nicht bereit erklärten. Ihr Argument war nämlich, dass wir Fotos gemacht hätten. Ja, haben wir auch, aber nicht von ihnen, sondern von der Aussicht. Sie haben uns die Tür versperrt, sie abgeschlossen und ich habe mich ziemlich bedroht gefühlt. Das komische war, dass uns davor schon (gegen unseren Willen) ein Mann mit nach oben begleitet hat, für den wir dann plötzlich mitbezahlen sollten, weil er kein Geld dabei hätte. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass er mit den Massai zusammenarbeitet, sich als mittellos und ängstlich gegenüber den Massai ausgibt, damit den Touristen die Herzen erweichen und den Massai auch Geld für ihn geben, was er danach von ihnen bekommt. Nach einer ganzen Weile haben die Massai wohl bemerkt, dass wir ziemlich dickköpfig sind und ich habe bemerkt, dass ich lieber ein wenig Geld zahle, als da für den Rest meines Lebens festzustecken und so konnten wir uns irgendwann auf einen niedrigeren Betrag einigen, als den, den sie wollten. Danach hatten wir ziemlich schlechte Laune und mussten nach einer Weile beschämt feststellen, wie wir alle Massai, die wir sahen böse angeguckt haben und von „den Massai“ geredet haben – das gute alte Thema der Generalisierungen. Abends waren wir bei einem Chinesen (Yun Long) essen, von dem aus wie eine tolle Sicht auf den Bismarck Rock hatten, der direkt vor Mwanza aus dem Wasser ragt. 


Der Bismarck Rock



Am nächsten Morgen ging unsere Reise weiter in Richtung Bukoba. Eigentlich war der Plan gewesen die Fähre von Mwanza nach Bukoba zu nehmen, jedoch fährt diese nicht täglich und aufgrund unseres Eisenbahn-Dilemmas hatten wir sie verpasst, weshalb wir dann doch mit dem Bus fahren mussten, um nicht noch später wieder nach Uganda zu kommen. Immerhin hatten wir eine kleine Fährfahrt über den Mwanza Golf! Gegen 1 Uhr waren wir dann auch schon in Bukoba, wo wir zunächst eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen haben und unser Busticket für den Rückweg nach Uganda gekauft haben, bevor wir uns auf den Weg zu Philipp begaben. Er hatte uns das Kolping Hotel als Treffpunkt genannt und gesagt wir sollen anrufen, wenn wir dort seien. Einziges Problem war: mit seinem Handy stimmte irgendwas nicht und bis wir ihn erreichten vergingen drei Stunden. Als erfahrene Wartende hat uns das aber natürlich kaum was ausgemacht und somit haben wir die Zeit mit einem Bier verkürzt ;) Irgendwann schafften wir es dann doch zu seinem Haus (übrigens ein wirklich schönes Haus!) und dann war es auch schon Zeit zum Abendessen. Das gab es dann mit einem anderen ehemaligen artefactler im Kolping Hotel, was zwar für unser normales Low-Budget-Reisen ziemlich schick war, aber immerhin war es unser letzter gemeinsamer Abend! 

Am nächsten Morgen fuhr unser Bus in Richtung Kampala um 6.30 Uhr los (tatsächlich ohne Verspätung) und wir beide freuten uns wirklich tierisch auf Uganda! Es war schön, irgendwann wieder durch vertraute Gefilde zu rauschen. Den Umweg über Kampala (anstatt in Masaka auszusteigen und dort den Bus zu wechseln) machte ich übrigens, weil ich für Jourdan ein Geburtstagsgeschenk kaufen wollte, woraus dann leider doch nichts wurde, weil meine Kreditkarte grade noch genug Geld für den Rückweg nach Kasese ausspuckte. 

Insgesamt war die Reise toll, aber wirklich mehr als anstrengend. Wir haben die langen Distanzen Tanzanias komplett unterschätzt, sind wir doch die „kurzen“ Wege Ugandas gewöhnt, und haben letztendlich MINDESTENS 75 % unserer wachen Zeit mit Transport verbracht. So haben wir zwar ziemlich viel von Tanzania gesehen, waren aber wirklich kaputt, als wir in unserem geliebten Uganda ankamen und brauchten glaube ich auch wirklich eine Pause voneinander. Nun hab ich meine Caro aber wieder so lieb wie Carottenkuchen :) 

Das Reiseteam :)

Montag, 4. Februar 2013

Über sandige Weihnachten und ein weißes Silvester


Nach 27 Tagen des Reisens bin ich am 16. Januar wieder in Kasese angekommen; erschöpft, pleite, aber glücklich. Dieser Bericht ist noch nicht komplett vollständig, es fehlt noch die Reise durch Tanzania. Der Teil wird bald folgen, aber so habt ihr nun schon mal was zu lesen! :)   

Deutsche Weihnachten auf den Ssese-Islands 


Um den Trip zu den Ssese-Islands ein wenig entspannter zu gestalten und auch, um mal wenigstens eine der Städte zu sehen, durch die ich sonst nur durchrausche, habe ich beschlossen den Weg in zwei Strecken aufzubrechen. Somit bin ich also am 21. Dezember losgefahren: mit dem ersten Matatu bis nach Mbarara und mit einem zweiten weiter nach Masaka. Auf der zweiten Strecke habe ich beim Rausschauen übrigens meine ersten Zebras direkt neben der Straße gesehen! Während ich Elefanten inzwischen ja schon fast normal finde, habe ich mich sehr über die Zebras gefreut; sehr hübsche Tierchen – nun fehlen mir nur noch Giraffen. Angekommen bin ich in Masaka allerdings erst in der Dunkelheit, wodurch ich nicht so wahnsinnig viel von der Stadt sehen konnte. Schien mir allerdings ein ganz nettes Plätzchen, einfach eine normale afrikanische Stadt mit keinen großen Besonderheiten, aber auch nicht herausragend hässlich oder zugemüllt. Dort habe ich mich dann zunächst einmal in das Vienna Guesthouse einquartiert, bevor ich im AidChild’s Ten Tables Restaurant essen war. Das Restaurant kann ich übrigens allen Masaka-Besuchern empfehlen, außerordentlich leckeres Essen und der Profit wird hauptsächlich an Aids-infizierte Kinder gespendet. In der Nacht stellte ich dann fest, dass ich eindeutig das falsche Hotel ausgewählt hatte: direkt nebenan war ein lauter Club und im Nebenzimmer hatte sich eine Partymeute eingemietet, die bis 5 Uhr morgens lautstark ein und aus ging. 

Nach dieser wenig erholsamen Nacht war ich also eher weniger froh, als mein Wecker schon um 8 klingelte, aber auf ging’s: zum Taxi, das in Masaka losfahren, dann die Fähre nehmen und weiter bis nach Kalangala fahren würde. Eine lange Zeit im Taxi sitzend, bis dieses überhaupt losfuhr, befürchtete ich schon stark, dass wir die 11 Uhr-Fähre nicht mehr erwischen würden. Diese Befürchtung wurde weiter bestärkt, als uns auf der Hälfte der Strecke auf einmal ziemlich viele Autos entgegenkamen und am Ufer angekommen wurde sie dann auch bestätigt: wir sahen die Fähre noch wegfahren (das sollte nicht das letzte Mal während meines Reisens sein, aber dazu später mehr…).  Aber naja, immerhin „wusste“ ich ja, dass um 12 Uhr die nächste Fähre kommen würde. Sie kam auch, nur leider fuhr sie nicht wieder los: es hatte angefangen zu regnen. Da die Fähre nicht mehr so ganz neu aussah, konnte ich aber auch damit leben die 2 weiteren Stunden zu warten, bis der Regen etwas nachließ. Dank des grauen Wetters hat mich die Überfahrt sehr an die Elbüberfahrt erinnert, mit dem einzigen Unterschied, dass man auf der Glücksstadtfähre nicht gezwungen wird ohne Bedachung im Regen zu stehen, sondern auch im Auto sitzenbleiben darf. Bei der Fahrt über die Ssese-Islands, bzw. genauer gesagt die Bugala Insel, fand ich es zwar ganz schön, war aber auch ein wenig enttäuscht. Schön, da es recht dünn besiedelt ist und viel Natur noch ziemlich ursprünglich erhalten ist. Enttäuscht war ich aber, da ich nach dem ganzen Anpreisen der Sseses als Paradies Ugandas in den Reiseführern wirklich ein kleines Paradies erwartet habe. Kalangala, ein aus einer Straße bestehendes verschlafenes Städtchen ohne reelle Restaurant- oder Einkaufsmöglichkeiten, hat mich aber eher an irgendein kleines Bergdörfchen nicht weit von Kasese erinnert. Nachdem ich ein wenig Zeit in Kalangala verbracht habe und vergeblich versucht habe meine Enttäuschung zu verstecken, hat mich Emil so gegen halb6 durch einen Anruf erlöst: sie seien nun auch auf den Sseses angekommen und seien unten am Strand, ich solle doch runterkommen! Gesagt, getan. Unten angekommen stieg meine Laune dann doch schon erheblich. Ein kleiner, gemütlicher Campingplatz mit einer Lagerfeuerstelle und direktem Strandzugang – das hatte dann doch schon sehr viel mehr von einem Paradies. Die erste Nacht waren wir zu fünft, bis zum 24. trudelten dann immer mehr Freiwillige ein (hauptsächlich artefact-Freiwillige, alle aber Deutsche, die zumindest viel mit uns artefactlern zu tun haben), bis wir zum Schluss so circa 15 waren.  

Charakteristisch ist der Campingplatz eigentlich erst aufgrund seiner Besitzer: ein deutsches Paar, das (mit Unterbrechungen) schon seit 18 Jahren auf den Ssese-Islands wohnt und in der Freiwilligen-Community Ugandas schon eine Art Kultstatus erreicht hat. Beide ziemlich fertig mit der Welt leben sie dort ihr Aussteigerleben. Zu Beginn war nur die Frau dort, da ihr Mann für circa eine Woche weggelaufen ist, nachdem sie ihn einen Catkiller genannt hat (er hatte darauf bestanden, dass die Katzen draußen schlafen müssen, wo diese dann nachts gestorben sind). Wieder zurück auf dem Campingplatz hat er sich dann ziemlich betrunken, Luftgitarre zu alten Rock-Klassikern gespielt und beim Jamen Hassbekundigungen gegen alle Umsitzende ausgesprochen bzw. gesungen hat, worauf Simon aber schön spontan mit dem Klassiker „All you need is love“ geantwortet hat. Trotzdem eigentlich eine nette Person. 

Unsere Zeit auf den Sseses haben wir eigentlich nicht sonderlich abwechslungsreich verbracht. Abends genossen wir zunächst die Sonnenuntergänge, dann gab es Local Food zu essen, bevor wir uns ans Lagefeuer gesetzt haben. Dort wurde dann Bier getrunken, Gitarre gespielt, gesungen und gequatscht. Tagsüber haben wir kleine Spaziergänge unternommen oder in Anflügen der Aktivität Fußball am Strand gespielt, die meiste Zeit lagen wir aber faul am Strand rum: lesend, Ananas-essend, sonnend, allerdings leider NICHT schwimmend (Bilharziose-Gefahr).  





Wie man sich denken kann, kommt in solch einer Umgebung nicht wirklich Weihnachtsstimmung auf. Das weihnachtlichste, was Christoph und ich gesichtet haben, war ein ugandischer Hotelangestellter, der an der Anlegestelle der Fähre als Weihnachtsmann verkleidet auf die Hotelgäste gewartet hat. Auch hatte ich gedacht, dass Weihnachten mehr los sei, allerdings sind die meisten Gäste erst am 24. Dezember angekommen und selbst dann war es nicht so voll auf den Ssese-Islands wie erwartet.
Auch den 24. haben wir eigentlich nicht sonderlich anders verbracht, als die Tage zuvor. Zwar habe ich nach dem Frühstück mein Geschenkchen ausgepackt (vor meiner Abreise war nur eins von drei Päckchen angekommen) und im Laufe des Tages sogar ein paar Weihnachtstelefonate gehabt, ansonsten habe ich allerdings meinen ersten Weihnachtssonnenbrand kassiert und als Snack gab es Chapatti, Bananen und Mangos, anstelle des üblichen Weihnachtsgebäcks. Da wir uns gedacht haben, dass wir am Heiligen Abend nicht unbedingt wieder Local Food essen müssen, sind wir stattdessen zu einem nahe gelegenen etwas teureren Hotel gelaufen. Die Atmosphäre war wirklich nett: ein großer Tisch am Strand, im Rücken ein großes Lagerfeuer. Die Wartezeit auf das Essen haben wir mit Wichteln verkürzt, was aufgrund der vielfältigen Geschenke echt lustig war (unter anderem wurde Gras und eine Machete verschenkt). Auch das Essen war dann wirklich lecker, auch wenn es natürlich nicht an das väterliche Weihnachtsmenu herankommt ;) Nach dem Essen saß ein Teil von uns dann noch recht lange am eigenen Lagerfeuer zusammen, um vier bin ich ziemlich müde ins Bett gefallen.    

Plan für den 25. war: um 7 Uhr aufstehen, um die 8-Uhr-Fähre nach Entebbe zu nehmen um dort dann ein wenig die Stadt zu erkunden und eine Nacht im Hostel zu verbringen. Realität war: um 7.45 Uhr aufgewacht, um festzustellen, dass Emil und ich noch genau eine viertel Stunde haben, um uns anzuziehen, unsere Sachen zu packen und bis zur Fähre zu gelangen. So überflüssige Sachen wie Duschen oder Zähneputzen fallen da natürlich weg. Zu allem Überfluss hat es auch noch geregnet und nach unserem Sprint zur Anlegestelle waren wir komplett mit Schlamm bespritzt; und das nur, um die Fähre direkt vor unseren Augen wegfahren zu sehen! Das Problem war, dass die Fähre zwischen Kalangala und Entebbe nur das eine Mal am Tag fährt und ich an dem Tag nach Entebbe MUSSTE, weil am nächsten Tag mein Flug nach Zanzibar gehen sollte. Doch wir hatten Glück und ein Ugander bot uns an uns mit seinem kleinen Boot nach Entebbe zu bringen, was zwar mehr Geld und Zeit in Anspruch nehmen würde, aber immerhin würde ich rechtzeitig nach Entebbe gelangen. Also ging es los, übrigens immer noch im Regen. Pitschnass und durchgefroren. Nach einer Weile hörte es dann zwar auf zu regnen, dafür gab der Motor langsam aber sicher den Geist auf, weshalb wir einen einstündigen Zwischenstopp in irgendeinem kleinen Fischerdorf auf irgendeiner kleinen Insel machen mussten. Während der Weiterfahrt kam dann sogar irgendwann die Sonne raus und die restliche Überfahrt habe ich echt genossen.  Nach fünf Stunden kamen wir dann endlich in Entebbe an, wo sich unsere Wege getrennt haben. Nachdem ich meine Sachen kurz im Backpackers abgeladen habe, wo ich mir dann auch endlich mal meine Zähne putzen und duschen konnte, habe ich dann ein wenig Entebbe erkundet – meiner Meinung nach eine Miniaturausgabe der schicken Viertel Kampalas, also echt ganz hübsch. Außerdem habe ich ziemlich viel Zeit im botanischen Garten verbracht, der zwar riesig und wunderschön ist, dessen Idylle aber durch ziemliche Menschenmassen zerstört wurde, die sich mit ihren Autos und lauter Musik überall im Park breitgemacht hatten, um dort den Feiertag zu verbringen. Da möchte ich also noch mal unter der Woche hin. Den Abend habe ich mit zwei netten Franzosen im Hostel verbracht – je billiger die Hostels, Hotels oder Campingplätze sind, in denen man nächtigt, desto netter sind die Leute, die man dort trifft (alte Marie-Weisheit). 






Von weißen Stränden, türkisfarbenem Wasser, gewürztem Essen und Kokosnüssen 


Mein Reisetag (der 26.) war wohl von all meinen Urlaubstagen der westlichste/europäischste, was vermutlich an den Flughäfen lag: am Entebbe-Flughafen versüßte ich mir meine Wartezeit mit einer heißen Schokolade, in Nairobi gab es Milka-Schokolade und ich schwöre euch, noch nie hat mir Flugzeugessen so gut geschmeckt! Nun ist die Frage: bin ich schon zu lange in Uganda oder ist das Flugzeugessen seit letztem August tatsächlich besser geworden?  Trotzdem, oder auch deshalb, kam es mir komisch vor am Flughafen zu sein, fliege ich doch sonst immer nur von der Heimat ins Ausland oder aus dem Ausland zurück nach Hause, aber nie vom einen Ausland ins andere Ausland. Beim Überfliegen kam mir die Landschaft Kenyas übrigens recht karg und hart vor, aber in dieser Rauheit recht schön, weshalb ich nun gerne auch noch dahin möchte (zu viele Pläne, zu viele Pläne,…). Abends kam ich dann auf Zanzibar an, wo ich mir aufgrund der späten Uhrzeit ein Special Hire (mit den deutschen Taxis vergleichbar) nehmen musste, um an den Jambiani Beach zu gelangen, der an der Ostküste Zanzibars liegt und wo wir vom 26. bis zum 29. Dezember bleiben wollten. Auf der Fahrt sind mir zwei Sachen schon sehr aufgefallen: alles voller Muslime (mindestens 98 % der Bewohner Zanzibars sind Muslime) und die punktuelle Verteilung des durch die Touristen angeschleppten Geldes. Man sieht zwar einige fette Gebäude (wo ich Hotels nun nicht mit einschließe), aber die anderen Häuser sind genauso „ärmlich“ wie überall anders auch. Am Hotel angekommen war ich ziemlich überwältigt. Es war noch super warm und es war zwar Ebbe und schon dunkel, aber auch die weite Strecke bis zum Meer sah durch den hellen Mond beleuchtet wunderschön aus. Außerdem hab ich dort dann auch endlich meine Zanzibar-Reisegefährten getroffen: Jourdan und CJ, die schon mittags angekommen waren. Jourdan wohnt ebenfalls in Kasese und CJ ist eine Kollegin von ihr, die in Kampala wohnt. Zwar haben wir an den verschiedenen Orten an denen wir waren immer wieder andere Bekannte getroffen, aber gereist sind wir die ganze Zeit zu dritt. In unserem Hotel, das White Sands Bungalow Hotel, schliefen wir in einem total hübschen Bungalow, in dem man vom Bett aus durch das Fenster den Strand sehen konnte. Besonders für die Sonnenaufgänge war das toll, denn wer will sich schon so früh aus dem Bett quälen, aber sehen will man sie ja trotzdem. 

Als ich am 27. morgens aufgewacht bin musste ich übrigens feststellen, dass Zanzibar im Hellen tatsächlich noch schöner ist als in der Dunkelheit. Der Sand ist wirklich schneeweiß, ebenso wie die Häuser, was einen wunderschönen Kontrast zum türkisfarbenen Wasser, blauen Himmel, den grünen Palmen und vor allem zu der knallbunten Kleidung der Bewohner Zanzibars bildet.
Zum Frühstück gab es jeden Morgen frischen Saft, Früchte und Brot, manchmal sogar Pancakes – was für ein perfekter Start in den Tag! Danach waren wir dann schwimmen, das Wasser hatte die perfekte Temperatur, haben gelesen, gefaulenzt und gegessen. In das Essen Zanzibars habe ich mich wirklich verliebt! Vor allem nach einer langen Zeit in Uganda, wo im Normalfall einfach nicht gewürzt wird, ist die Gewürzvielfalt Zanzibars ein Traum. Nachmittags haben wir dann kurz die Strandfront verlassen und sind in das dahinter gelegene Dörfchen gegangen, um uns Wasser zu kaufen. Dabei fand ich den Gegensatz ziemlich krass: vorne die ganzen schicken Hotels und unmittelbar dahinter ärmliche Häuser. Abends waren wir dann Local Food essen; selbst das billige lokale Essen ist besser als das Essen in so einigen der teuren Restaurants Ugandas!  






Nach diesem ersten sehr faulen Tag, wurden wir am 28. ein wenig aktiver und sind nach dem Frühstück mit einem Dalla-Dalla zum Jozani Forest gefahren. Dalla-Dallas sind äquivalent zu den ugandischen Matatus, also den Sammeltaxis in VW-Bus-Größe, von denen ich schon berichtet habe. Allerdings sind Dalla-Dallas eher mit Kleinlastern zu vergleichen, auf dessen Ladefläche Sitzbänke angebracht sind – tatsächlich noch unbequemer als Matatus. Der Jozani Forest war auf jeden Fall sehr schön und meiner Meinung nach sehr geeignet, um dort irgendwelche Märchenfilme zu drehen, weil er doch sehr verwunschen und verträumt aussieht; da hätte es mich nicht gewundert, auf irgendeiner Lichtung auf einmal einen glitzernden Edward Cullen zu entdecken ;) Was mich überrascht hat, ist die Tatsache, dass der Jozani Forest das größte Gebiet Zanzibars ist, das nur aus ursprünglichem Wald besteht. Einerseits, da mir der Wald nicht besonders riesig vorkam, andererseits, da es mir so vorkam, als würde es auf Zanzibar insgesamt sehr viele solcher ziemlich ursprünglichen Gebiete geben (liegt wohl daran, dass die Hauptwirtschaftszweige Tourismus und Fishing und nicht Farming sind). Bekannt ist der Forest dafür, dass der Red Colobus Monkey dort lebt, der sehr selten vorkommt. Wir hatten das Glück die Affen von sehr nah zu sehen, obwohl es mich bei Affen immer wieder irritiert und fasziniert, wie menschlich sie sind, vor allem in ihren Gesichtsausdrücken.    




Den Nachmittag haben wir dann ähnlich faul verbracht wie den Vortag. Abends waren wir im Blue Oysters Hotel essen, das einer deutschen Familie gehört, und danach noch kurz in einer Strandbar.

Am 29. war unser Ziel das Kendwa Rocks Hotel, das an der Nordwestküste liegt. Für den Weg hatten wir allerdings zwei Zwischenstopps eingeplant: einen in Stone Town, um dort Geld zu ziehen, was mir sehr Vorfreude darauf gemacht hat, dort einige Tage zu verbringen und danach nach Matemwe am Nordoststrand. Matemwe ist voller Luxus-Hotels: man sieht kaum Leute am Strand, die meisten Gäste bevorzugen es wohl in ihren Luxus-Resorts zu bleiben (bloß keinen „Schwarzen“ oder der Kultur zu nahe kommen!!), dort im Pool zu schwimmen und an ihren iPads rumzuspielen. Dorthin gekommen sind wird nur, weil wir schnorcheln wollten, was dort besonders toll sein soll. Während Jourdan aufgrund ihrer Fisch-Angst am Strand geblieben ist, sind CJ und ich mit einem Boot in Richtung Mnemba gefahren. Mnemba ist eine kleine Insel, auf der ein Luxushotel ist, in dem eine Nacht 1500 $ kostet (wer’s hat…) und um die herum Korallenriffe sind. Das Schnorcheln hat echt Spaß gemacht, die Fische haben in allen Farben geleuchtet. 



 
Danach sind wir nach Kendwa gefahren, wo ich an der Rezeption schon gleich auf die artefact-Tanzania-Rwanda-Gruppe gestoßen bin, die davor schon gemeinsam Weihnachten verbracht haben. Abends war am Strand eine Fullmoon-Party, die ziemlich lustig und ziemlich lang wurde, erst nach Sonnenaufgang habe ich den Weg in mein Bett gefunden. 

Dementsprechend faul wurde der nächste Tag. Rumliegen, Essen, Lesen. Abends konnten Jourdan und ich uns dann sogar mal wieder zum Joggen aufraffen, was wirklich toll war, weil währenddessen die Sonne unterging. Allerdings wurde das Laufen eher zum Hürdenlauf, da die ganzen Seile, die die Boote an Teilen des Strandes befestigen, uns den Weg versperrten. 

Am letzten Tag des Jahres 2012 (was für ein volles und tolles Jahr!) haben Jourdan und ich uns Fahrräder gemietet und sind mit diesen noch mal nach Matemwe gefahren. Die Fahrt war wirklich abenteuerlich! Mir ist ein kleines Mädchen ins Fahrrad gerannt, Jourdan ist mit einem anderen Fahrradfahrer zusammengestoßen, es war heiß, die Fahrräder waren unbequem und die Gänge waren schwer zu bedienen – da vermisst man doch sein schickes rotes Rennrad, das in der Heimat auf einen wartet. Die Strecke dorthin war in etwa 25 km lang und besonders die letzten 10 km hatten es in sich, da es immer hügliger wurde. Außerdem wurden die Kinder immer frecher, je näher wir Matemwe kamen: zu guter Letzt wurden wir mit Steinen beworfen, als wir ihnen kein Geld gegeben haben. Eindeutig eine Auswirkung der reichen Touristen, die großzügig mit Geld um sich schmeißen, um „was Gutes zu tun“ und ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Tatsächlich haben wir gesehen, wie ein weißer Mann aus seinem Auto ausgestiegen ist, den nächstbesten Kindern einen ganzen Haufen Klamotten in die Hände gedrückt hat und weitergefahren ist. Erschreckenderweise gibt es gerade auf Zanzibar viele Kinder, die nicht zur Schule gehen, weil es für die Eltern lukrativer ist, wenn die Kinder bei den Touristen schnorren und betteln.
In Matemwe haben wir uns dann in ein italienisches Hotel (Villa Kiva) gesetzt, dort Saft getrunken, Pizza gegessen und sehr nette Italiener kennengelernt. Vor der Rückfahrt haben wir uns noch im Meer „abgekühlt“.
 
In das neue Jahr wurde dann am Strand gefeiert, besonders das Feuerwerk war schön, Neujahrsgefühl kam jedoch nicht auf. 



Am nächsten Tag hatten wir nicht so richtig was zu tun und wären eigentlich schon bereit gewesen weiter nach Stone Town zu fahren, allerdings hatten wir noch für eine Nacht mehr gebucht und auch schon bezahlt, also hatten wir einen anderen Faulenzertag. Im Nachhinein wären wir wohl lieber länger am Jambiani Beach geblieben. Kendwa war einfach viel zu massentouristisch, man hätte wirklich überall auf der Welt sein können und demnach waren die Leute, die in Kendwa waren auch nicht so bombastisch, entweder reiche Schnösel oder ziemliches Party-/Saufvolk. Aber naja, das nächste Mal machen wir es besser ;) 




Auf dem Weg nach Stone Town haben wir an einer Spice Tour teilgenommen. Die Spice Farm war enttäuschenderweise keine echte Farm, sondern nur eine Demonstrations-Farm, trotzdem war es interessant zu sehen, wie Gewürze überhaupt wachsen. Da hab ich mir davor noch nie Gedanken drüber gemacht und ich war ziemlich davon beeindruckt, was für riesige Bäume für so wenig Gewürz benötigt sind. Ein bisschen abartig fand ich den Coconut-Climber, der zur Touristen-Belustigung einen Kokosnuss-Baum hochklettert und dabei Wörter im üblichen Touristen-Swahili singt. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Kokosnuss wirklich lecker war. 



Ich habe mich dann sehr gefreut, als wir in Stone Town ankamen, wo wir uns vom 2. bis zum 5. im Princess Salme Inn eingemietet haben, das für den recht niedrigen Preis wirklich super schön und gastfreundlich ist. Außerdem verfügt es über eine schöne Dachterrasse, auf der man gemütlich frühstücken kann (wie es manche von euch eventuell aus zum Beispiel Marocco kennen). Die Tage in Stone Town haben wir eigentlich hauptsächlich mit Rumlaufen und Einkaufen verbracht. Stone Town ist wirklich wunderschön, und hat mit seinen verwinkelten Gassen und weißen Häusern einen sehr arabischen Touch. Wenn man in diesen Gassen rumschlendert kann man sich herrlich verlieren, aber noch viel besser kann man verloren gehen – nicht selten hatten wir keine Ahnung in welche Richtung wir zu gehen hatten. Besonders bekannt sind übrigens die Türen Stone Towns, die durch Schnitzereien verziert sind. Sie dienten nicht nur als Status- und Geldsymbol, sondern beinhalten oft Sätze aus dem Koran und repräsentierten die Wünsche der Familien, die in den Häusern wohnten. Ein Fisch steht so zum Beispiel für den Wunsch viele Kinder zu haben, während Fesseln den Wunsch nach Sicherheit ausdrücken.



Beim Rumlaufen sind wir immer wieder auf irgendwelche alten Gebäude oder Sehenswürdigkeiten gestoßen, die wir dann auch besichtigt haben. So waren wir zum Beispiel im Museumspalast, das einst ein Residenz-Palast der Sultane war und in den Hammamni Persian Baths, die von Sultan Bargash für die wohlhabenden Araber gebaut wurden. Außerdem sind wir über den Darajani-Markt geschlendert, der der zentrale Markt von Zanzibar Town ist und dessen längliche Markthalle von einem deutschen Architekten entworfen wurde. Dort sind wir eigentlich nur hingegangen, um uns Gewürze zu kaufen, waren jedoch ein wenig enttäuscht, da diese schon touristengerecht in Plastiktütchen verpackt und ziemlich teuer waren.

Am 3. Januar haben wir eine Tour zur Prison Island unternommen, bei der eigentlich auch geschnorchelt werden sollte, wo wir uns aufgrund des grauen Wetters und des etwas stärkeren Wellengangs jedoch gegen entschieden haben. Unser kleines Bötchen zur Insel musste sich also ziemlich in die Wellen schmeißen, hat uns aber sicher dorthin bugsiert. Auf der ganz hübschen Insel haben wir uns zunächst die Riesenschildkröten angeguckt, die es dort angeblich schon seit dem 19. Jahrhundert gibt. Die älteste ist 189 Jahre alt, was ich schon ziemlich beeindruckend finde. Trotzdem war ich nicht sonderlich begeistert, da die Schildkröten hinter einem hohen Zaun auf wenig Platz leben müssen, was mich eher an einen Zoo erinnert hat. Danach haben wir uns die alten Gebäude angeguckt, die jedoch nicht mehr wirklich als alte Gebäude bezeichenbar sind,  da sie restauriert und zu Restaurants umgebaut wurden. Zur Geschichte der Prison Island: ursprünglich war es die Sklaveninsel eines reichen Arabers, bis sie 1893 vom General Mathew gekauft wurde. Er baute die Sklavenunterkünfte in ein Gefängnis um, das jedoch nie als ein solches genutzt wurde. Ab den 1920er Jahren wurde die Insel dann zu einer Quarantänestation für alle möglichen Passagiere die mit Schiffen aus infizierten Häfen kamen. Im Allgemeinen war ich also ein wenig von dem Trip enttäuscht, da ich mir mehr erhofft hatte, z.B. besser erhaltene alte Gebäude. 



 
Ansonsten lässt sich zu Stone Town vielleicht noch erzählen, dass wir oft die Sonnenuntergänge von Dachterrassen aus genossen haben, es einen total tollen Food Market direkt am Meer gibt, der nur nachts aufgebaut ist und wo sehr viele Händler nachts alle möglichen und unmöglichen Leckereien anbieten (z.B. Sugarcane-Lime-Ginger-Juice) und wir die letzten Tage des guten Essens sehr genossen haben. Übrigens kann ich mir bei Stone Town sehr gut vorstellen, mal dort zu leben. 





 
Am 5. Januar musste ich dann Abschied von Jourdan und CJ nehmen, die einen Flug zurück nach Uganda nahmen, da sie zurück zur Arbeit mussten. Ich hingegen bin mit der Fähre nach Dar es Salaam gefahren…