Oder: Kein Weg ist lang, mit einem Freund an der Seite
Hier kommt nun also die Fortsetzung meines Reiseberichts.
Wie bereits erzählt, bin ich am 5. Januar mit der Fähre nach Dar es Salaam
gefahren. Da keine anderen Sitzplätze mehr frei waren, saß ich in der eiskalten
ersten Klasse, aber so hatte ich wenigstens einen gemütlichen Sitz. Schon ein
wenig traurig, die Traumstände Zanzibars und das wunderschöne Stone Town zu
verlassen, aber gleichzeitig mit viel Vorfreude auf Caro und Tanzania! Mit Caro
bin ich davor ja bereits ein wenig durch Uganda gereist, sie ist eine
Mitfreiwillige von artefact und wohnt in Soroti (dazu habe ich bereits einen
Blogeintrag geschrieben). Die Wiedersehensfreude in Dar es Salaam war groß und
auf dem Weg zu unserer Unterkunft, dem YWCA (christlich, billig, aber ein wenig
runtergekommen), haben wir uns über unsere Weihnachts- und Neujahrsfeste und unsere
Reisepläne für die nächsten Tage ausgetauscht. Einen groben Plan hatten wir
schon, die Route sollte folgende sein: Bagamoyo – Moshi – Arusha – Dodoma –
Mwanza – Bukoba. Also im Zickzack durch die nördliche Hälfte Tanzanias! Wir
hatten allerdings weder eine echte Zeitplanung, noch einen genauen Plan, was
wir machen wollten. Das war aber gar nicht so schlecht, da immer, wenn wir
während der Reise eine Zeitplanung entwickelt haben, diese komplett durcheinander
geschmissen wurde.
Den restlichen Tag haben wir damit verbracht durch Dar es Salaam zu laufen,
hauptsächlich an der Promenade entlang, an dessen kleinen und zugemüllten
Strand wir Kokosnüsse gegessen haben und einige Hochzeitspaare beim Fotos
machen bewundert haben. Auf dem Rückweg sind wir durch ein verbotenes Gebiet
gelaufen, woraufhin wir ein wenig mit der Polizei diskutieren mussten – woher soll
man das denn aber auch wissen, wenn die Verbots-Schilder auf Swahili sind? Das
Sprachproblem läuft einem in Tanzania relativ oft über den Weg, sehr viel
häufiger als in Uganda, was auch recht leicht zu begründen ist: während es in
Tanzania nur Swahili als die internationale Sprache gibt, gibt es in Uganda etwa
50 verschiedene Sprachen, weshalb die Ugander darauf angewiesen sind Englisch
zu lernen, um sich untereinander verständigen zu können. Sobald eine Familie in
Tanzania etwas mehr Geld hat, schickt sie ihre Kinder auf ugandische Bildungsinstitute,
unter anderem, damit sie besseres Englisch lernen. Oft wäre ich ohne Caro, die
ein wenig Swahili sprechen kann, kläglich gescheitert, vor allem in den
ländlicheren Gebieten.
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Gegensätze ziehen sich an - alt und neu, traditionell und modern |
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Ein Pfau im botanischen Garten Dar es Salaams |
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Kokosnüsse am Strand Dar es Salaams |
Auch am nächsten Tag haben wir Dar es Salaam noch ein wenig
erkundet, obwohl ich dabei wenig euphorisch war, da es mir Dar nicht sonderlich
angetan hat. Zwar ist es eine recht westliche Stadt mit vielen Hochhäusern und
schicken Straßen, jedoch finde ich Städte interessanter, die entweder eine
extreme Eigenheit oder Besonderheit haben (wie z.B. das Chaos Kampalas) oder
eine krasse Geschichte haben. So ist Kigali
zwar auch sehr modern und westlich geprägt, jedoch ist das sehr viel
interessanter dort, wenn man den Zusammenhang mit der Geschichte bedenkt (ohne
die ganzen Spendengelder nach dem Genozid würde Kigali schließlich nie und
nimmer so aussehen).
Mittags haben wir uns dann also irgendwann in ein Dalla-Dalla gesetzt und sind
nach Bagamoyo gefahren, was circa 2 Stunden nördlich von Dar und ebenfalls an
der Küste liegt. Dort wohnt ein anderer artefact-Freiwilliger, bei dem wir und
vier andere Gäste übernachtet haben. Unter anderem Marvin und Sebastian
(Kigali-Freiwillige), mit denen wir danach noch ein paar Tage rumgereist sind.
Bagamoyo ist eigentlich nicht sonderlich groß, aber trotzdem recht interessant.
Zum einen dadurch, dass es durch sein College of Arts eine Künstlerhochburg ist
und zum anderen durch die Geschichte: schon immer durch seine günstige
Küstenlage eine wichtige Handelsstadt gewesen wurde es von 1887 bis 1891 die
Hauptstadt von German East Africa, wodurch noch einige alte von den Deutschen
gebaute Gebäude dort stehen, was der Altstadt einen gewissen Charme verleiht.
Abends sollte es eigentlich eine von Künstlern organisierte Strandparty bzw. einen
Lagerfeuerabend geben, was jedoch ausfiel. Also gingen wir irgendwann vom
Strand zurück nach Hause, wo die anderen verzweifelt versuchten ein Feuer zu
entzünden, was wohl auch irgendwann geglückt ist, jedoch war ich da schon im Bett.
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Made by Caro |
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Die Altstadt Bagamoyos |
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Eine Runde Chillen am Strand :) |
Am nächsten Tag sollte es dann weiter nördlich nach Moshi
gehen, auch wenn wir (Caro, Marvin, Sebastian und ich) daran zweifelten dieses
Ziel zu erreichen, als wir an der Taxi Station stundenlang warteten, um ein
Dalla-Dalla nach Msata zu erwischen. Schließlich gelang es uns doch und in
Msata stieg unsere Laune drastisch, da es ein absolutes Ananasdörfchen zu sein schien
(eine Ananas für 500 Schilling), in dem es ein „Execution“-Hotel gab. Da das
die einzige Hotelmöglichkeit war, waren wir doch recht froh, dass wir zügig
einen Bus erwischt haben und nicht dort schlafen mussten – vielleicht muss man
für das Ananas-Paradies mit dem Tot bezahlen, ähnlich wie bei Hänsel und
Gretel? Eine lange Busfahrt, aber durch eine schöne Landschaft: viele
Ananasfelder und immer mehr vereinzelte Hügel leiten schließlich in die
Usambara und Pare Mountains über. Dummerweise hatte ich einen Sitzplatz neben
einer ziemlich fülligen Tanzanierin erwischt, wodurch die erste Hälfte der
Strecke eher unkomfortabel und beengt war, danach wurde der Bus aber leerer und
Caro und ich konnten uns eine ganze 3er-Sitzreihe zu zweit teilen (Ja! Das ist
Luxus hier, meine lieben Freunde, die ihr es doch so gewöhnt seid im Zug
selbstverständlich eine ganze Reihe in Beschlag zu nehmen, um sich hinzufläzen
und ein Nickerchen zu machen). Wir sind nicht ganz bis Moshi gefahren, sondern
nur bis Mwanga, da dort ebenfalls eine artefactlerin wohnt, bei der wir
schlafen konnten. Netterweise hat sie mir und Caro ihr Bett überlassen, in das
wir ziemlich erschöpft reingeplumpst sind.
Am 8. Januar, dem Folgetag, wollten wir uns EIGENTLICH von
den Jungs trennen, da wir EIGENTLICH vorhatten uns nur kurz in Moshi umzusehen
und dann weiter nach Arusha zu fahren, weshalb wir uns vormittags ohne sie auf
den Weg gemacht haben. Von Mwanga nach Moshi sind wir getrampt und sind vorne
in einem absoluten Luxus-LKW gelandet, wo wir es uns auf dem weichen Bett in
der Fahrerkabine bequem machen konnten (wie wir später feststellen mussten, war
das von all unseren Transporten die komfortabelste Strecke). Wie das aber so
ist mit dem Trampen haben wir anstatt der üblichen Stunde für die Strecke circa
drei Stunden gebraucht und da wir länger als nur für ein Stündchen in Moshi
bleiben wollten, haben wir uns entschieden doch dort zu schlafen. In Moshi
angekommen haben wir erst mal einen Cappuccino genossen und unseren weiteren
Trip geplant, als uns ein Anruf der Jungs erhalten hat mit der Frage, wo wir
denn schlafen würden. Also haben wir uns doch wieder mit ihnen getroffen, übrigens
im Lutheran Umoja Hostel. Danach haben wir den Folgetag organisiert, sind durch
die Stadt gelaufen, haben ein paar Sachen erledigt wie z.B. Geldüberweisungen
und meine Schuhe reparieren lassen (innerhalb von zwei Tagen sind mir zwei Paar
Schuhe kaputt gegangen, wodurch ich ziemlich Schuh-los wurde), haben ein Bier
mit zwei Unbekannten getrunken, von denen einer ein paar Tage später heiraten
wollte, und zu guter Letzt haben wir uns mit Marvin und Sebastian bei Milan’s getroffen,
ein nettes indisches Restaurant.
Moshi gefiel mir ziemlich gut, ein ausgesprochen grünes Städtchen in genau der
richtigen Größe. Wer weiß, vielleicht verschlägt es mich dort ja auch noch
eines Tages hin.
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Made by Caro |
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Die Stimmungskurve beim Trampen ist wie eine umgedrehte Pyramide: am Anfang voller Vorfreude, mit der Zeit immer mehr ernüchtert und dann, wenn man eine Mitfahrgelegenheit bekommt total glücklich.. Wie man sieht, ist dieses Foto am Anfang entstanden. |
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Der Markt Moshis |
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Mein Schuh wird geflickt :) |
Nach einer erholsamen Nacht haben wir morgens den
Kilimanjaro gesichtet, was uns ziemlich gefreut hat, kann man den doch nur ab
und zu mal morgens oder abends sichten, da er sonst hinter Wolken und Dunst
versteckt ist. Caro und ich haben uns um acht Uhr mit unserem Guide getroffen,
mit dem wir in die Ausläufer des Kilimanjaros gefahren sind. Dort angekommen
haben wir zunächst ein unterirdisches Höhlen-/Tunnelsystem besichtigt. Dieses
wurde von dem Chagga-Volk genutzt, um sich vor ihren Feinden (hauptsächlich
Massai) zu verstecken. Das System ist ziemlich ausgeklügelt und beinhaltet Bereiche
für das Vieh, Schlaf- und Lebensbereiche, Luftschächte und ein Gang führt bis
zum nächsten Fluss, um Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Danach sind wir zu
einem Wasserfall gegangen, der echt toll war, vor allem, da man darin baden
konnte. Der Kraft und Naturgewalt so nah zu sein war echt genial, der Wassersog
und der Wind waren ziemlich stark. Durch das eiskalte Wasser ziemlich ermüdet,
hatten wir uns danach eine Stärkung wirklich verdient, die uns in dem
Elternhaus unseres Guides serviert wurde. Danach ging es wieder nach Moshi, wo
wir den Jungs Tschüss gesagt haben, unser Gepäck vom Hostel abgeholt haben und
dann weiter nach Arusha getrampt sind. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis wir
einen LKW gefunden haben (davor sind wir noch eine kurze Strecke mit einem
Schulbus mitgefahren, der dummerweise losgefahren ist, als ich noch draußen
stand – das wäre eine schöne Filmszene gewesen), das Warten hat sich aber echt
gelohnt: die Fahrer waren super nett! Während der Fahrt hatten wir immer wieder
geniale Sichten auf den Kilimanjaro und der Fahrer war jedes einzelne Mal so aufmerksam
anzuhalten, damit wir Fotos machen konnten. In Arusha angekommen, haben sie uns
fast bis vor unser Hostel (Arusha By Night Annex) gebracht, da Arusha vor allem
nachts als sehr gefährlich gilt.
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Morgendliche Sicht auf den Kilimanjaro |
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Aus den Chagga-Höhlen zurück ans Sonnenlicht! |
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Schwimmen im Wasserfall |
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Abendliche Sicht auf den Kilimanjaro |
Tagesziel des 10. Januars war: von Arusha nach Dodoma trampen.
Etwa 500 km. Naja, da hat uns wohl der Größenwahn gepackt.
Zunächst einmal sind wir ziemlich verspätet losgekommen, da wir noch einen
Bekannten Caros getroffen haben, der uns ein wenig Arusha gezeigt hat. Ich
empfand Arusha als ziemlich hässlich: zugemüllt, hässliche Gebäude und
verhältnismäßig viel Verkehr. Es hat uns ein wenig an eine Miniaturversion von
Kampala erinnert, obwohl ich Kampala eindeutig mehr abgewinnen kann. Zusätzlich
hat es dann ziemlich lange gedauert, bis wir eine Mitfahrgelegenheit gefunden
haben, mit der wir dann noch nicht mal weit gekommen sind, aber netterweise
haben uns die Fahrer an einen anderen LKW weitervermittelt, mit dem wir dann
immerhin bis nach Makuyuni gefahren sind. Die Strecke in diesen beiden LKWs war
übrigens ziemlich schön und führte durch leicht hügliges Massai-Land. Apropos,
ich kann es nur weiterempfehlen in den Fahrerkabinen von LKWs zu fahren, man
hat eine geniale Aussicht! Selbst in Makuyuni hatten wir dann (unerwartet)
relativ schnell Glück und haben einen Pick-up erwischt. Später realisierten wir
zwar, dass die Fahrer des Pick-ups nicht wegen uns anhielten, sondern wegen
irgendwelchen Autoproblemen, aber was zählte: wir hatten eine neue
Mitfahrgelegenheit. Die Sitzplätze waren alle schon besetzt, also ging es
hinten rauf. Die Ziegen blockierten leider den windschattigen Platz, sodass wir
dem vollen Fahrtwind ausgesetzt waren. Das könnt ihr euch ungefähr so
vorstellen, als würdet ihr bei voller Fahrt euren Arm aus dem Fenster halten,
nur dass es bei uns der ganze Körper war und uns zusätzlich das Gewicht unserer
Rucksäcke nach hinten gezogen haben: nicht gerade einfach und unanstrengend!
Vor der Anfahrt habe ich leider vergessen mich mit Sonnencreme einzucremen und
es, bereits verbrannt, erst nach einer Stunde nachholen können, da ich mich vorher
in „Todesangst“ lieber an das Auto festgekrallt habe, um nicht runterzufallen.
Insgesamt dauerte die Fahrt 2 ½ Stunden, bis wir in Babati waren. Voller
Optimismus – schließlich hatten wir bis zum Mittag schon die Hälfte der Strecke
geschafft – gönnten wir uns dort ein Mittagessen, sogar mit Bier ;) Danach
hatten wir uns zu entscheiden, auf welcher Strecke wir unser Glück versuchen
sollten, da es von Babati aus zwei gibt: eine über Kondoa und eine über
Singida. Wir entschieden uns für die über Kondoa, da diese um einiges kürzer
ist und wir deshalb mehr Fahrer dort vermuteten. Pustekuchen. Nach
vielstündigem Warten wurde uns mitgeteilt, dass dort fast nie jemand langfährt,
da die Strecke durch Wald führt und deshalb gefährlich sei. Um genau zu sein
wurde uns auch schon vorher gesagt, wie hoffnungslos unser Plan sei, aber wir
haben uns wohl zu sehr auf unseren Muzungu-Charme verlassen. Also fuhren wir
gegen fünf Uhr zurück nach Babati (ein kleines Stückchen weiter waren wir
schließlich schon gekommen), wo wir es mit der anderen Strecke versuchen
wollten, für die es aber wohl schlicht und ergreifend schon zu spät war. Letztendlich
mussten wir also resigniert und deprimiert aufgeben und in Babati bleiben. „Nie
wieder Babati!“, haben wir uns gesagt und uns vor dem Bezug eines kleinen
Guesthouses ein Busticket für den nächsten Morgen gekauft. In diesem Guesthouse
habe ich übrigens die schönste Liebeserklärung meines Lebens erhalten! Ein
Tanzanier, mit dem wir ein wenig Bier tranken, teilte mir mit, dass er schon
immer auf eine Frau wie mich gewartet hätte. Als ich ihn fragt warum, sagte er
schlicht: „Weil du rauchst!“ Das war auf jeden Fall eine Liebeserklärung der
anderen Art!
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Kurze Verschnaufpause während der Pick-up-Fahrt |
Auch am nächsten Morgen ließ unsere Babati-Abneigung nicht
nach, als wir zunächst zwei Stunden länger als versprochen auf den Bus warten
mussten, nur damit uns dann mitgeteilt wurde, dass dieser Bus bereits voll sei,
obwohl wir am Abend zuvor unsere Tickets bereits gekauft hatten. Also wurden
wir (ohne irgendwelche Erklärungen) auf einen anderen Bus umgeschrieben. Wir waren
ziemlich sauer, vor allem, als sie sich weigerten uns unser Geld zurückzugeben,
da wir dachten, dass wir nun genauso gut trampen könnten. In dem nächsten Bus
der ankam war eigentlich auch kein Platz mehr, aber da wir davor schon
ausführlich unseren Ärger ausgedrückt hatten, wurde dann doch Platz für uns
gefunden. Nachmittags kamen wir in Dodoma an und wurden dort von Richard in
Empfang genommen. Dodoma ist zwar die Hauptstadt Tanzanias, bis auf ein paar
wenige schicke Häuser merkt man davon allerdings kaum war. So wie wir Arusha
als „Kampala in klein“ bezeichneten, benannten wir Dodoma „Soroti in groß“.
Eigentlich eine nette Hauptstadt, ziemlich wenig los (böse Zungen – Richards Zunge
– würden es auch als ausgestorben bezeichnen), aber insgesamt schön weit
auseinandergezogen, wodurch recht viel Grünfläche entsteht. Abends waren wir
leckere Pizza essen und haben eine Runde gequatscht, Richard und Caro waren
noch in einer Bar, während ich schon schlafen gegangen bin, weil ich ziemlich
kaputt von dem ganzen Reisen war.
Mein Reiseführer (lonely planet – Tanzania) über Dodoma:
„Dodoma was
of little consequence until 1973 when it was named Tanzania’s official capital
and headquarters of the ruling Chama Cha Mapinduzi party. According to the original
plan, the entire government was to move to Dodoma by the mid-1980s and the town
was to be expanded to ultimately encompass more than 300,000 residents, all
living in smaller independent communities set up along the lines of Nyerere’s ujamaa (familyhood) program. The plans
proved unrealistic for a variety of reasons and although the legistlatur meets
here, Da es Salaam remains the unrivalled economic and political center. Though
there has been slow growth over the years, its grandiose street layout and the
imposing architecture of many church and government buildings sharply
contrasting with the slow-paced reality of daily life makes Dodoma feel as though
it’s dressed in clothes that are several sizes too big.”
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Zaun, Flugplatz und der Lion Rock |


Am 12. Januar mussten wir sehr früh aufstehen, da wir einen
Zug von Dodoma nach Mwanza gebucht hatten. Uns wurde gesagt, dass wir um halb7
spätestens da sein sollten, da der Zug um 7 losfahren würde, also waren wir um
viertel nach 6 am Bahnhof. Circa um 9 wurden wir dann auch tatsächlich schon zu
unserem Zug geleitet, obwohl dieser eigentlich nicht als Zug beschrieben werden
kann, da es ein einzelner auf den Gleisen stehender Wagon ohne Lok war. Über
die Stunden des Wartens kristallisierte sich dann langsam heraus, dass der entgegenkommende
Zug von Mwanza nach Dar es Salaam Probleme mit der Lok hatte und deshalb die
unsere bekommen hatte. Irgendwann nachmittags riefen wir Richard an, der
daraufhin vorbeikam und uns Bier mitbrachte. Unnötig zu sagen, dass wir unser
ganzes Proviant aus Langeweile bis dahin schon aufgegessen hatten. Bei Anbruch
der Dunkelheit kam dann endlich unser Zug, an den unser Wagon in einer
langwierigen Prozedur angekoppelt wurde und JUCHHU! Um 8 Uhr fuhr unser Zug mit
13 Stunden Verspätung tatsächlich los! In diesem Moment schworen Caro und ich, uns
niiiiie nie wieder über die Deutsche Bahn zu beschweren. Unsere durch den Tag schon
durchgesessenen Körper freuten sich nicht mehr besonders auf die 26 Stunden
Zugfahrt und die Nacht war wirklich die Hölle. Da wir, mal wieder, zu spät
gebucht hatten, waren nur noch Sitzplätze in der dritten Klasse frei. Die Sitze
waren hart, hatten pro Person in etwa eine Größe von 30 x 30 cm, die
Rückenlehne ging nur in etwa bis zu den Schulterblättern (Kopf anlehnen:
Fehlanzeige!) und zu allem Überfluss lag zu unseren Füßen eine Frau auf dem
Boden, sodass wir auch unsere Füße und Beine noch irgendwie auf diesen 30 x 30
cm-Plätzen unterbringen mussten. Teilweise verbrachte Caro ihre Nacht auf dem
Gang, was sich aber auch als nicht sehr geeignet herausstellte, da immer wieder
Leute auf sie getreten sind, die Rest der Nacht haben wir beide uns irgendwie
gestapelt und so ab drei Uhr morgens aus purer Erschöpfung tatsächlich noch
eine Mütze Schlaf gefunden, wenn es nicht gerade der Schaffner auf uns
abgesehen hatte, der es in seinem betrunkenen Zustand wohl lustig fand die
Muzungus zu ärgern. Immer wieder hörten wir das ganze Abteil über seine
Muzungu-Witze lachen und wir selber hatten keine Ahnung, worüber er überhaupt
redete. Außerdem kam es mitten in der Nacht zu einer Prügelei zwischen ihm und
einem Fahrgast, was Caro leider verschlafen hat. So furchtbar diese Fahrt nun
auch klingt, irgendwie hatte es trotzdem seinen Charme. Vor allem den nächsten
Tag habe ich genossen, an dem es in einer Schneckengeschwindigkeit durch die
Weiten Tanzanias ging. Trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht wenig glücklich
war, als wir gegen 10 Uhr abends des 13. Januars endlich in Mwanza ankamen, in
einem billigen Hostel abstiegen und endlich endlich endlich in ein Bett fallen
konnten, in dem wir genug Platz hatten, um ausgestreckt zu schlafen.
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Wartezeit überbrücken.. |
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Unser Zug :) |
Den nächsten Tag haben wir damit verbracht durch Mwanza zu
laufen. Mwanza ist ein eigentlich recht hübsches Städtchen, das direkt am Lake
Victoria liegt. Der Uferbereich ist dort besonders schön, weil überall kleinere
und größere Rocks aus dem Wasser ragen und auch auf dem hügeligen Land rumliegen,
weshalb Mwanza auch den Namen „Rock City“ trägt. Beim Rumlaufen sind wir unter
anderem über den Massai Market geschlendert, wo wir uns – nein, wie kitschig – „Freundschaftsketten“
gekauft haben. Danach haben wir beschlossen, auf den „Robert Koch Hill“ zu
klettern: ein Hügel in der Mitte der Stadt, auf dem oben eine ehemalige Villa
steht. Haben wir auch gemacht und in das inzwischen von Massai bewohnte Haus
wurden wir freundlich reingewinkt. Der Blick von da oben war wirklich toll und
wir haben die ganze Situation sehr genossen… zumindest bis wir wieder gehen
wollten. Das ging nämlich nicht. Zumindest nicht, ohne den Massai davor nicht
ordentlich Geld zu geben, wozu wir uns nicht bereit erklärten. Ihr Argument war
nämlich, dass wir Fotos gemacht hätten. Ja, haben wir auch, aber nicht von
ihnen, sondern von der Aussicht. Sie haben uns die Tür versperrt, sie
abgeschlossen und ich habe mich ziemlich bedroht gefühlt. Das komische war,
dass uns davor schon (gegen unseren Willen) ein Mann mit nach oben begleitet
hat, für den wir dann plötzlich mitbezahlen sollten, weil er kein Geld dabei
hätte. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass er mit den Massai
zusammenarbeitet, sich als mittellos und ängstlich gegenüber den Massai
ausgibt, damit den Touristen die Herzen erweichen und den Massai auch Geld für
ihn geben, was er danach von ihnen bekommt. Nach einer ganzen Weile haben die
Massai wohl bemerkt, dass wir ziemlich dickköpfig sind und ich habe bemerkt,
dass ich lieber ein wenig Geld zahle, als da für den Rest meines Lebens
festzustecken und so konnten wir uns irgendwann auf einen niedrigeren Betrag
einigen, als den, den sie wollten. Danach hatten wir ziemlich schlechte Laune
und mussten nach einer Weile beschämt feststellen, wie wir alle Massai, die wir
sahen böse angeguckt haben und von „den Massai“ geredet haben – das gute alte
Thema der Generalisierungen. Abends waren wir bei einem Chinesen (Yun Long)
essen, von dem aus wie eine tolle Sicht auf den Bismarck Rock hatten, der
direkt vor Mwanza aus dem Wasser ragt.

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Der Bismarck Rock |

Am nächsten Morgen ging unsere Reise weiter in Richtung
Bukoba. Eigentlich war der Plan gewesen die Fähre von Mwanza nach Bukoba zu
nehmen, jedoch fährt diese nicht täglich und aufgrund unseres
Eisenbahn-Dilemmas hatten wir sie verpasst, weshalb wir dann doch mit dem Bus
fahren mussten, um nicht noch später wieder nach Uganda zu kommen. Immerhin
hatten wir eine kleine Fährfahrt über den Mwanza Golf! Gegen 1 Uhr waren wir
dann auch schon in Bukoba, wo wir zunächst eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen
haben und unser Busticket für den Rückweg nach Uganda gekauft haben, bevor wir
uns auf den Weg zu Philipp begaben. Er hatte uns das Kolping Hotel als
Treffpunkt genannt und gesagt wir sollen anrufen, wenn wir dort seien. Einziges
Problem war: mit seinem Handy stimmte irgendwas nicht und bis wir ihn erreichten
vergingen drei Stunden. Als erfahrene Wartende hat uns das aber natürlich kaum
was ausgemacht und somit haben wir die Zeit mit einem Bier verkürzt ;)
Irgendwann schafften wir es dann doch zu seinem Haus (übrigens ein wirklich
schönes Haus!) und dann war es auch schon Zeit zum Abendessen. Das gab es dann
mit einem anderen ehemaligen artefactler im Kolping Hotel, was zwar für unser
normales Low-Budget-Reisen ziemlich schick war, aber immerhin war es unser
letzter gemeinsamer Abend!
Am nächsten Morgen fuhr unser Bus in Richtung Kampala um
6.30 Uhr los (tatsächlich ohne Verspätung) und wir beide freuten uns wirklich
tierisch auf Uganda! Es war schön, irgendwann wieder durch vertraute Gefilde zu
rauschen. Den Umweg über Kampala (anstatt in Masaka auszusteigen und dort den
Bus zu wechseln) machte ich übrigens, weil ich für Jourdan ein Geburtstagsgeschenk
kaufen wollte, woraus dann leider doch nichts wurde, weil meine Kreditkarte
grade noch genug Geld für den Rückweg nach Kasese ausspuckte.
Insgesamt war die Reise toll, aber wirklich mehr als
anstrengend. Wir haben die langen Distanzen Tanzanias komplett unterschätzt,
sind wir doch die „kurzen“ Wege Ugandas gewöhnt, und haben letztendlich
MINDESTENS 75 % unserer wachen Zeit mit Transport verbracht. So haben wir zwar
ziemlich viel von Tanzania gesehen, waren aber wirklich kaputt, als wir in
unserem geliebten Uganda ankamen und brauchten glaube ich auch wirklich eine
Pause voneinander. Nun hab ich meine Caro aber wieder so lieb wie Carottenkuchen :)
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Das Reiseteam :) |
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