In diesem Fall: drei Familienbesuche. Die involvieren eine
Menge anderer dreien: drei Geschwister, Drei-Gänge-Menüs, Dreibettzimmer, drei
Ankünfte, drei Abschiede, BilDREIhen, RunDREIsen, wilDREIche Safaris und
obenDREIn noch vieles mehr.
Aus der Perspektive der Marie S.
(Verzeiht, dass ich die ganzen Daten nicht mehr im Kopf
habe, aber wenigstens die zeitliche Reihenfolge stimmt!)
Paul war der erste Besucher und kam am 15. Februar um circa
4 Uhr morgens an. Als selbstopferungsvolle Schwester holte ich ihn vom
Flughafen ab, da wir uns immerhin 1 ½ Jahre nicht gesehen hatten (das ist der
Nachteil daran, in einer Weltenbummler-Familie zu leben). Wiedersehensfreude
war dementsprechend groß! Mit ihm kamen zwei seiner Freunde, Elando und Niklas,
die zu Anfang mit Paul mitreisten und sich dann später von ihm trennten.
Aufgrund der Uhrzeit und der allseitigen Erschöpfung nahmen wir uns dann ein
Special Hire zum Haus von Annika und Fabian, bei denen wir für das Wochenende
unterkamen. Unser Kampala-Wochenende gestalteten wir recht entspannt, wackelten
ein wenig durch die Stadt, bestiegen die Gaddafi-Moschee, gingen äthiopisch mit
anderen artefact-Freiwilligen essen (Paul war natürlich der Experte), waren bei
einer Haus-Einweihungsparty einer amerikanischen Freundin und erledigten dies
und das von jenem, was ich immer gerne in Kampala erledige.
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Aussicht von der Gaddafi-Moschee auf Kampala |
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In der Moschee |
Während ich mich dann am Montag mit den anderen artefactlern
traf, um nach Lweza zu unserem Zwischenseminar zu fahren, das übrigens
teilweise interessant, aber großflächig nicht tiefgründig genug war, fuhren
Paul, Elando und Nick zunächst nach Jinja und von dort aus zu den Murchison
Falls. Nach einer Woche trafen wir uns wieder in Kampala – die Jungs sehr
kaputt vom Reisen, ich sehr kaputt vom Informationsaustausch, sodass Paul und
ich beschlossen, dass es am sinnvollsten wäre, auf den Ssese-Islands zu
entspannen. Die anderen beiden verbrachten ihre restliche Zeit dann in Fort
Portal und Rwanda. Also fuhren wir mit einem Matatu nach Entebbe, von wo aus
wir die Fähre nach Kalangala nehmen wollten, die jedoch nicht fuhr und durch
ein kleineres Boot ersetzt wurde. Wäre ja auch irgendwie romantisch gewesen,
wären wir nicht erst angekommen, als das Boot schon komplett voll war, sodass
wir einen sehr unbequemen und den einzigen sonnigen Platz einnehmen mussten.
Aber was soll‘s, für solche Situationen weiß jeder Reisende, wie man sich aus
Klamotten einen Turban wickeln kann. Nach
Ankunft und Einquartierung im Hornbill Camp (da kommt man als Deutscher einfach
nicht drum rum bei diesen sagenumwobenen deutschen Besitzern) gab es nur noch
ein kurzes local food – Abendessen und dann ging es recht zügig ins Bett. Dafür
waren wir für den nächsten Tag perfekt gerüstet was unsere Fitheit betraf: eine
kleine Wanderung ans andere Ende der Bucht, inklusive der Besteigung des Berges
am besagten Ende der Bucht. Es war auch wirklich schön, solange es durch Wälder
ging, die sich in regelmäßigen Abständen veränderten und einen angenehmen
Schatten spendeten. Dabei bemerkten wir, wie viele neue Hotels entlang der
Bucht gebaut werden, was in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten schon
bestehenden Hotels noch nicht mal halbvoll sind, absurd scheint. Nach einer
Weile trat man für das letzte Stück raus aus dem Wald und rein in Ananasfelder,
die einerseits viel schwerer zu bewandern waren und uns andererseits keinen
Schutz mehr vor der Sonne boten, wobei uns schmerzlich bewusst wurde, dass wir
kein Wasser dabei hatten. Nach dem Erklimmen des Berges bzw. Hügels (der
Ausblick war wirklich hübsch!) wollten wir einen anderen Weg zurück nehmen,
irgendwie in Richtung Hauptstraße und die dann zurück laufen. Wir irrten
allerdings recht lange durch die Gegend, wurden dann mit Hilfe eines
Holzfällers in Richtung einer Schule gelotst, von der wir dann auch den Weg zur
Hauptstraße fanden. Zu jenem Zeitpunkt waren wir aber schon so erschöpft und
durstig, dass wir per Mitfahrgelegenheit hinten auf einem Pickup zurück nach
Kalangala fuhren, wo wir uns mit Wasser eindeckten. Den Abend verbrachten wir
dann mit viel Bier am Lagerfeuer, die Anwesenheit eines anderen Norddeutschen
hielt uns recht lange wach.
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Entdecker;) |
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Endlich auf dem Hügel angekommen |
Am nächsten Tag (es dürfte ein Dienstag oder Mittwoch
gewesen sein) machten wir uns auf den Weg nach Kasese, zunächst mit einer Art
Sammeltaxi nach Masaka, wo wir recht lange auf einen passenden Bus warteten.
Abends erreichten wir dann mein bescheidenes Heim, wo wir die nächsten Tage
verbrachten. Teilweise chillend, teilweise wandernd (wobei ich mir meinen Fuß
kläglich aufrieb), Freunde von mir treffend, Essen gehend, meine Arbeit
besuchend (die Farmer freuten sich wahnsinnig und legten spontan eine
Sing-/Tanzeinlage für Paul ein)… halt das bescheidene Programm, dass ich in
Kasese anbieten kann.
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Kilembe (bei einer Wanderung durchquert) |
Paul war das dann alles doch schon zu entspannt, ihn hatte
wohl mal wieder die ‚wanderlust‘ gepackt (Bitte stellt euch das Wort nun mit
einem amerikanischen Akzent vor. Ich liebe es, wenn sie es sagen!), also waren
wir dann beide froh, als wir Sonntag aufbrachen, um Hannah in Fort Portal zu
treffen. Kurz nachdem wir uns in ein Matatu setzen erhielten wir allerdings eine
SMS von ihr: ihr Gepäck sei verloren gegangen.
Nach kurzem Hin und Her wurde beschlossen, dass es am sinnvollsten sei,
wenn sie einfach eine Nacht in Entebbe verbringen würde, um ihr Gepäck abends
zu erhalten und am Montag nach Fort Portal zu kommen. Paul und ich fuhren
trotzdem weiter nach Fort Portal, wo wir dann nachmittags zur Kyaninga Lodge
fuhren, um dort zu schwimmen und uns abends mit Joseph und Jourdan (meine
beiden Lieblingsamis) bei Dutchess zum gemeinsamen Pizzavernichten trafen. Am
Montag entspannten wir dann die meiste Zeit an einem Pool, bis Hannah kam.
Juhu!:) Wie ein kleiner Krebs kam sie angestapft, da ihre Sonnencreme nicht in
ihrem Handgepäck war… Pech gehabt! Musste sie wohl mal Blasen werfen! Nach ausführlichem
Gequatsche in unserem Hostel, wurde abends bei einer weiteren Pizza ausführlich
weitergequatscht. Den Dienstag verbrachten wir hauptsächlich mit Sachen, die
Hanni gerne machen wollte, z.B. zum TBG (ihrer damaligen Arbeitsstelle) und
auch noch mal zur Kyaninga Lodge, um Matt dort zu besuchen. Während Hannah und
Paul noch zwei weiter Nächte in Fort Portal verbrachten, fuhr ich noch am
selbigen Abend nach Hause, um ein wenig Arbeiten zu können und eine kleine
Pause zu haben. Auf der Durchreise zum Lake Bunyonyi hielten sie am Donnerstag
zwar noch mal kurz für ein Frühstück bei mir an, ansonsten hatte ich aber circa
eine Woche Ruhe, bevor ich nach Kampala gefahren bin und die beiden
Geschwisterchen dort wiedergetroffen habe. Gekommen bin ich, um Paulchen
Tschüss zu sagen und Papa willkommen zu heißen. In den letzten 1 ½ Tagen mit
Paul, haben wir so typische Kampala-Dinge gemacht, wie z.B. beim Inder
gegessen, Haare schneiden lassen (dabei hat sich der Friseur von Hannahs
Schnitt inspirieren lassen, hab nun ähnlich kurze Haare wie sie), Cappuccino
getrunken,… Als ich Paule nach einem Monat dann Tschüss sagen musste, war es
zwar ein wenig traurig, aber nicht ganz so arg schlimm, weil ich gleichzeitig
auch sehr Vorfreude auf Papa hatte, den Hannah und ich vom Flughafen abholten.
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Nächtlicher Blick auf den Taxi-Park (made by Hannah) |
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♥ |
Ab hier möchte ich nun einfach Papas Reisebericht zitieren, wenn auch stark
gekürzt (von 15 auf 8 Seiten, ist also immer noch eine Menge!). Einerseits,
weil ich zu faul bin, um alles niederzuschreiben, andererseits, weil ich denke,
dass es für euch auch sicherlich interessant sein dürfte, das Erlebte mal aus
einer anderen Perspektive zu lesen! :)
Bevor ich nun aber „das Wort an ihn übergebe“ möchte ich
noch sagen, dass ich es mit allen dreien sehr genossen habe. Ich fand es sehr
schön, ihnen alles zeigen zu können und mit ihnen zu quatschen, schon alleine,
weil bei mir momentan natürlich ein paar wichtige Entscheidungen anstehen. Ich
hab halt einfach eine tolle Familie!
Aus der Perspektive des Karsten R.
Hinkommen
Ein herzlicher Empfang. Beide kurze Haare und gut gebräunt. Die
20 km Fahrt nach Kampala fühlten sich für mich dann wie ein großes Nachhause
Kommen an. Prall von grünem Pflanzenzeug, von schwarzen Menschen, Lädchen,
Werkstätten und frisch gestrichenen Häusern. Von der Wärme ganz zu schweigen. Gaanz
anders als zu Hause. Gaanz. Wir landeten in einem ruhigen, von merkwürdigen Weißen
besuchten Hostel, dem Backpackers, in einem Viererzimmer. Man konnte da gut
schlafen, auch Duschen und Toiletten waren vorhanden. Zum Essen beschlossen wir
aber in die Stadt zu fahren. Also nahmen wir zwei Bodas und ab ging der
Höllenritt in die City von Kampala durch den Spätnachmittagdauerstau. Ich hatte
das Gefühl, dass es noch voller geworden ist, von Menschen, Bodas, Ständen,
Matatus und allem. Die inzwischen vorhandene Ampel wird großzügig zur Kenntnis
genommen, aber von Polizisten konterkariert. Es gibt aber durchaus auch neue
Halbhochhäuser und insgesamt ein Eindruck eines allmählichen Prosperierens hier
wie auch im übrigen Reisegebiet.
Wir wackelten über Stufe und Stein, vorbei an Loch und
Lücke, quer durch Autostaus und Bodapisten, um Mann und Frau zum Restaurant
Olive, das in einem ruhigen Park liegt, bestellten uns Pizza und ein schönes
Nile und konnten uns kurz vor dem Moment, in dem das Tageslicht seinen Rest
gibt, auf den Heimweg machen, jetzt in völliger Finsternis. Mein Bodafahrer
verlor irgendwann den Vordermann – an dieser Kreuzung stand eine große
Straßenwalze mitten im Fahrzeugknäuel – und fand dann letztlich das Ziel nur
mit Hilfe des großen Bodaclans. Dann gab es noch ein Bier als Absacker und ich
schlief sehr gut unter dem Moskitonetz.
Das Frühstück war mit gutem Kaffee, einem Spanish Omelett
und einem Huhn unterm Tisch. Dann hieß es drei Bodas aufzutun um zum Busbahnhof
zu kommen. Das fühlte sich mit dem Rucksack auch nicht besser an, ging aber
ganz gut. Immerhin nur ins Gewühl rein, nicht durch. Der Link-Bus fuhr schon
nach 20 min los, Schlag 10 Uhr und erreichte Kasese kurz vor 5. Eine mich
wieder sehr erfreuende Fahrt wegen der Eindrücke für die Augen, nicht für das
Gesäß. Wir saßen Dritt-letzte-Reihe, unmittelbar vor den Plätzen für Leute ohne
Schwellenangst. Auch so warfen uns die Bumper einige Mal in die Höhe. Auch an
der public toilet in Mubende hatte der Fortschritt Einzug gehalten. Die
Außenwand war frisch gestrichen.
Mit Bodas ging es dann zu Maries Wohnung, unter die Dusche
und dann zu Fuß 2 km durch die Stadt
zurück ins Sandton zum Abendessen im gekachelten Innenhof in äußerst
gemächlichem Servicetempo.
Wir hatten entschieden, dass wir erstmal versuchen zu dritt
bei Marie zu schlafen, die beiden Damen in Maries Doppelbett mit Netz und ich
auf doppeltem Boden mit Doxy. Ging ganz gut, so dass wir das beibehalten haben.
Mit Marie und Hannah
am Fuß der Rwenzoris
Kasese ist eine im Wesentlichen einstöckige ausgedehnte
Mittelstadt mit einem recht großen teilweise zweistöckigem Zentrum und breiten
Asphaltstaubstraßen und nicht zu viel Verkehr, vielen vielen Ladenklitschen,
ohne viel Licht in der Nacht, aber außerhalb des Zentrums auch viel Grün und
blühenden Bäumen in vielen Farben direkt an den Rwenzoris, teilweise in die
letzten Ausläufer hineinreichend, auf 1000 m Höhe nur ein paar Kilometer vom
Äquator entfernt und voll mit Menschen. Die Rwenzoris bieten einen imposanten
Anblick, wenn sie nicht gerade ihrer Funktion als Wetterscheide und
Wolkensammler nachkommen.
Tag 1 begann mit einem zeitigen Aufstehen, weil Xavier,
Manager für fishing farms uns nebst
einigen anderen zu einer Bootstour auf dem Kazinga-Kanal im Queens eingeladen
hatte. Die Tour war auf 9 Uhr angesetzt und wir wollten auf jeden Fall
pünktlich sein. So waren wir um halb acht an der Matatustation, wo wir das
anwesende Gefährt dazu bewegen konnten, sich als bald auch zu bewegen und waren
gegen halb neun da.
Der Treffpunkt war die Anlegestelle neben der Straßenbrücke
über den natürlichen Verbindungskanal zwischen den Lakes Edward und George.
Dort stand neben ein paar Hütten eine Fischmarktüberdachung, viele Männer am
Wasser, Fische noch keine, Frauen wenig entfernt bei der Wäsche, Jugendliche
die Wasser schleppten. Und selbstverständlich die überall zu
Menschenansammlungen und Abfallorten sich hinzugesellenden Marabus schritten
einhin und einher. Dann kamen auch Xavier, Kongolese/Belgier, ein sehr
sympathischer selbstbewusster, freundlicher und kommunikativer junger Mann und
eine Gruppe eher scheuer Franzosen. Wir warteten auf das Boot. Das Boot kam
nicht. Gegen 10 gingen wir zu einer 20 m höher gelegenen hübschen
Scheinrestauration, bestellten Kaffee und Tee, bekamen diesen um 11 und
warteten. Die Sicht auf den Queens war gut, ein schöner Ort. Viertel vor zwölf
ging Xavier mit den anderen los, Chapattis zu kaufen, da kam das Boot mit einem
Fischerkahn im Schlepptau und voll von Leuten. Marie informierte ihn per Handy,
wir gingen schon mal runter am Fischmarkt vorbei, auf dem inzwischen viele
Catfishs, Tilapias und andere merkwürdige, teilweise sehr große Fische
angeboten wurden. Die meisten der Bootsinsassen waren schon ausgestiegen,
einige schöpften Restwasser aus dem Boot, feudelten die Sitzbänke und polierten
die Reling. Dann ging es um halb eins los.
Zu sehen gab es ein paar Büffel, ein Babykrokodil und
Seeadler in Fülle, am meisten jedoch Hippos. Dann kreuzte das Boot plötzlich
auf die andere Seite, immerhin ein paar hundert Meter, weil der Späher
Elefanten gesichtet hatte. Und wirklich kamen mehrere Großfamilien nacheinander
ans Wasser, um sich zu erfrischen, mit den Ohren zu wackeln und sich aneinander
zu reiben. Die Tour dauerte ungefähr eineinhalb Stunden. Nach Hause zu kommen
war etwas mühsam, da diese Ecke besonders an Sonntagen sehr abgelegen ist und
ein Matatu lange auf sich warten ließ. Dann kam eines, das zwar vollbesetzt
war, aber wo 13 reinpassen, passen auch 16 rein.
Nach allgemeiner Duschung ging es dann zum Abendessen in das
Spring International, einem über der Stadt gelegenen Hotel mit Pool, bunten
Lichtern und zu lauter Musik. Dazu gesellte sich Maries beste hiesige Freundin
Jourdan, eine junge amerikanische Jüdin mit viel Format und sehr anschaulicher
Mimik und Gestik. Leider konnte ich ihre etwas knarrende Stimme im Musiklärm
kaum verstehen und da es dunkel wurde auch ihre Mimik nicht mehr sehen. Es war
trotzdem ein netter Abend. Danach ging es dann wieder rechtzeitig in die
Federn.
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Bootbesetzung |
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Ein Teil der Elefanten (made by Hannah) |
Zweiter Kasesetag – We’re invited in the office
Zunächst Frühstück. Marie machte für mich Guacamole, Hannah
einen Obstsalat aus Ananas, Banane und passion. Außerdem gibt es hier auch
guten regionalen Arabica-Kaffee, also auch morgens aus der Presskanne. Um die Mittagszeit
gingen wir los und nach ein paar Einkäufen gingen wir dann ins Jambo, einer baptistischen
Frauenkooperative, zum Kaffeetrinken und
Kuchenessen. Im Anschluss daran wackelten wir durch die doch recht tropische
Mittagshitze zu einem Besuch von Maries office, zu dem uns Emmanuel eingeladen
hatte. Mary, Maries – die hier übrigens aus praktischen Gründen Maria heißt –
Kollegin brachte das Gästeessen: eine Matooke (Kochbanane), eine halbe
Süßkartoffel, eine irish potato (normale Kartoffel) und leckeren Krautsalat für
jeden, dazu zum Runterspülen Wasser. Wir haben unser Bestes getan. Emmanuel ist
von Marie sehr angetan und lobte sie in höchsten Tönen. Ich glaube, dass Marie
in der Zeit, die sie für Bio Gardens investiert, sehr effizient ist, neue Ideen
entwickelt und für ihn in Gesprächen ein gleichrangiges Gegenüber ist. Nach
einer Dreiviertelstunde sind wir wieder gegangen und haben noch etwas
eingekauft. Marie ist dann ins Gym, Hannah und ich haben einen leckeren Salat
gemacht, dann mit Marie verspeist und wieder ging es früh unter die Tücher.
Mit Hannah auf den
Zehen der Rwenzoris
Hannah und ich hatten eine Wanderung geplant. Marie wollte
Sachen für Bio Gardens erledigen. Also fuhren wir mit einem Boda etwa 15 km
nach Kilembe. Das Tal war von einem über Steine und Felsen rauschendes
Flüsschen geprägt, nach kurzer Zeit nervte kein Stadtmüll mehr, sehr friedlich,
sehr ländlich, sehr fruchtbar.
Kilembe ist in den 60ern aus dem Tal gestampft worden, weil
eine Kupfermine ausgebeutet werden sollte. Alle Häuser sind nach einigen ganz
anderen Stilen erbaut worden. Einige muteten skandinavisch an, andere wie
Kleinreihenhäuser. Allerdings ist die Mine seit 30 Jahren stillgelegt und übrig
blieb eine durchaus reizvolle Industrieruine. Wir haben einen Teil des alten
Geländes abgelaufen, uns über einen Bach mit kupferspangrünen Steinen gefreut
und sind in einen alten Stollen eingedrungen.
Wir gingen dann weiter das Tal hinauf, die Straße lief aus,
wir nahmen einen steilen Fußsteig und folgten ihm bis zum Ende der Welt, also
bis knapp über die Grenze des Nationalparks. Es ging immer wieder steil hoch,
fruchtbare Felder, Bauernstellen, die Pflanzen auf der gegenüberliegenden
Talseite in diesem kontrastreichen, von Wolken gefiltertem Licht grünschwarz. Einige Waldarbeiter wollten uns
Schnaps verkaufen, wir aber nicht haben.
Zurück nahmen wir zunächst eine etwas andere Route, einen
von diesen kleinen Fußpfaden, dann aber wieder die Straße. Es fing an etwas
ernsthafter zu regnen und als wir in den Marktbereich des Oberdorfs kamen, sah
ich viele der Leute hier, die sich an die Hauswände drängten, um dem Regen zu
entgehen. Ein Boda fuhr uns im Leerlauf nach Kasese runter.
Für abends hatte Marie ein Date zum Essen in einer
Jung-Leute-Open-air-Restauration etwas außerhalb des Zentrums ausgemacht. Wir
kamen im Dunklen an, es lief laute Musik, dann kamen noch Sasha, Sri Lanker,
der in einem Projekt für handicapted people arbeitet, wesentliche Merkmale
eines hyperaktiven Menschen ausgeformt hat und sich auf keinen Fall die Butter
vom Brot bzw. die Fleischstückchen vom Teller nehmen lässt. Er hat wohl eine
Menge unschöne Bürgerkriegserfahrung und daraus seine Lehren gezogen. Außerdem
fanden sich noch Xavier und Thomas ein. Wie gesagt, die Musik lief laut, die
Sicht war etwas besser als auf Jourdan, da Sasha Maries Kopflampe zum Essen
aufhatte und damit regelmäßig alle beleuchtete, verstanden hab ich nichts,
gesehen viel. Nach zwei Bier ging es wieder heim ins Bett, wie immer nicht zu
spät.
Mit dem alten
Allradzossen Richtung Süd
Der von uns ausgeliehene Landcruiser mit den Rissen in der
Frontscheibe und dem Elefantenfänger vorne hatte seine beste Zeit schon länger
hinter sich, den Fahrersitz rechts (Linksverkehr!!), aber glücklicherweise eine
Automatik, zuschaltbaren Allradantrieb, voll fette Reifen und ein schlabberiges
Lenkrad. Der Linksverkehr machte Marie, die ausschließlich gefahren ist, nichts
aus. Schwieriger war es, mich mit ihr auf ein Tempo zu einigen, das ihrem
Spieltrieb noch ein bisschen und meinem Komfort- und Sicherheitsgefühl im
Wesentlichen entsprach. Am Äquator hielten wir an und machten obligatorische
Fotos, z.B. wie Marie und ich gleichzeitig in Gegenrichtung die Halbkugeln
wechseln. Hemisphere hopping. Haben wir erfunden. Macht uns reich. Hinter der
Brücke über den Kazinga Channel begannen 10 km Schlaglochpiste, trotz großen
Bemühens Maries tat mir der Wagen manchmal leid. Ein einsamer Elefant stand
links am Wegesrand, ein großes Buschfeuer verqualmte den Südosten. Dann wurde
es wieder hügelig, die Straße besser und wir erreichten nach 70 km unser Ziel,
das Kalinzu Forest Reserve. Wir nahmen einen Guide und wackelten zwei Stunden
durch den vielfältigen Sekundärwald. Bäume, Pilze, Schmetterlinge, eine
Spitting Kobra oben im Geäst, Schimpansenkacke. Hohe Bäume mit wenig Unterholz,
kleinere mit viel Dickicht umzu, eine Menge Biomasse auf dem Boden. Mal wieder
ein schöner Gang. Diese Wälder sind auf den ersten Blick nicht spektakulär, ihr
Reiz erschließt sich erst beim Durchstreifen.
Zurück umfuhr Marie die Löcher schon deutlich versierter.
Zum Abendessen wollten wir wieder ins Sandton. Da gab es keine Musik und sogar
Innenhofbeleuchtung, wenn sie nicht gerade ausgefallen ist. Kaum hatten wir
bestellt kam Nick dazu. Er ist ein paar Jahre jünger, Zentimeter größer und
Kilo und Dollar schwerer als ich, in leitender Position in einer
Kobaltgewinnungsfirma. Seit 9 Jahren in Kasese, viel gereist, noch mehr
gesehen, ziemlich gelassen, nicht rassistisch, weißer Südafrikaner,
sympathisch. Im Sommer will er seinen langjährigen Traum, das Eight Days Central
Trail Trecking der Rwenzoris mit Mt. Margherita (5150 m) realisieren und hat
als Begleitung dazu Marie, Jourdan und Rehema, eine Uganderin, eingeladen. Um
dafür fit zu sein, treffen sie sich regelmäßig im Gym.
Zwischenzeitlich tauchte kurz Joseph, Amerikaner aus Boston,
auf, der beruflich in Kasese zu tun hatte und im Sandton übernachtete. Ich
konnte ihn nicht gut verstehen, zu weit weg von mir und dann dieses
Ostküstengeknarre. Ein flotter junger Kerl, der viel zu erzählen weiß und
ziemlich müde war. Was mich auch mehr faszinierte: im Innenhof versammelten
sich 6 junge Frauen mit langen Haaren und langen Röcken und drei schlacksige
junge Männer verschiedener Hautfarbe, eskortiert von zwei mütterlichen Frauen
und zwei Männern, die mit zwei Ugandern verhandelten. Die Jugend gab die Pässe
ab und hatte damit die Möglichkeit der Flucht verwirkt. Eine Drückerkolonne im
Namen des Herrn.
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Unser Allradzosse |
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Hemisphere hopping ;) (made by Hannah) |
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Kalinzu Forest Reserve (made by Hannah) |
Wadis sind Straßen –
Straßen sind Wadis. In der Trockenzeit.
Kurz nach 9 ging es los. In dem alten Spritsäufer und
Staubfahnenschmeißer. Diesmal in den Norden Richtung Fort Portal zu den Crater
Lakes. Der Dieselbedarf ist präzise berechnet, muss reichen. Die „Straße“ ist
laut Bradt Guide Uganda ‚a poor road‘. Das ist geschmeichelt. Ideal nur für
seiltanzende Bodas. Maries Krafttraining der Arme und die enorme Bodenfreiheit
vom Zossen zahlten sich aus. Sie kurbelte und peilte den besten Kurs aus. Ich
unterstützte sie in Zweifelsfällen. Und mir kamen angesichts des immer wieder
deutlichen Aufheulens des Getriebes der Verdacht, dass sich meine
Spritberechnung als Illusion erweisen könnte. Aber der Landcruiser machte seinem
Namen alle Ehre. Mieseste Schlammlöcher und übelste Kuppen nahm er mit der
Gelassenheit eines Treckers und wir hatten noch nicht mal den Allrad
angeschaltet.
Schließlich erreichten wir unser Ziel, die Ndali Lodge. Erst
wollten wir aber von der 1 km entfernten Kifuruka Camp Site eine Wanderung zum
Mukoma-Wasserfall unternehmen. Wir heuerten einen netten und nicht mundfaulen
Guide namens Noah an und durchwanderten drei Stunden diese für mich wirklich
dem Garten Eden gleichende Landschaft. Es ging vorbei an den Lakes Kifuruka und
Rukwanzi, durch Bananengärten mit Bohnen und anderem Gemüse als Bodendecker,
einem Reisfeld auf einer Hügelkuppe!!, Hütten, Kindern, Bäuerinnen und Bauern,
Bierhirse, Bierbananen, Feldern aus schwarzer Vulkanasche, Hühnern, Enten,
Schweinen, Ziegen, Yams, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Cassava, …, bunten Vögeln
und Schmetterlingen. Dann der Abstieg zum Wasserfall. Das Wasser sprang über
mehrere Felsblöcke mächtig in die Tiefe. Marie kletterte 10 m hoch, ihn
komplett zu überschauen. Hannah glippte aus, saute sich die Hose hinten grün
und nass ein, zog sie aus, wusch sie und ging dann mit nasser Hose auf den
Rückweg.
Zurück in der Lodge gab es Fruitcocktail juice für alle,
Sandwich und Fruchtsalat verteilt. Ein völlig entspannter Platz, sehr leise
sprechendes Personal, keine Motoren weit und breit, Lake Nyinambuga zu Füßen,
diverse bunte Vogelarten wechseln sich ab, exotische Blüten für Augen und Nase,
still stehende Zeit. Zurück wollten wir noch etwas Neues sehen und fuhren eine
schöne Schleife über Kasenda am Lake Mututsi und Lake Murigamire vorbei. Die
Piste war inzwischen noch mehr Bach und Tümpel als vorher und unsere Bedenken
wegen der Tankfüllung wuchsen. Einmal geriet der Zossen ins Driften, aber Marie
fing ihn souverän ab, einmal sprangen ihr zwei Ziegen vor den Kühler mit den
dicken Rohren, aber sie reagierte sehr reaktionsschnell – das Reifen auch auf
Schotter quietschen können, war mir neu. Nach diesem ihrem bravourösem Ritt
erreichten wir schließlich wieder Rwarkwenzi und 10 km weiter die Hauptstraße
und 4 km weiter eine Tankstelle, wo wir 5 Liter nachfassten. Eine halbe Stunde
später endete diese für alle anstrengende Tour.
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Wasserfall mit einer kletternden Marie |
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Die Ndali-Lodge |
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Einer der Kraterseen |
Besuch beim Bio
Gardens Training
Nach dem zur Gewohnheit gewordenen Frühstück – die Mädchen
hatten Obstsalat aus Ananas, Passion und
Banane, ich Tomate, Avocado, Gurke, Obst und Röstbrot – und entspanntem Morgen
brachen wir um halb 11 auf, um mit zwei Bodas zum wöchentlichen Farmertraining
zu fahren. Der eine Fahrer kannte Marie und nannte sie Mariam. Eben eine
schillernde Persönlichkeit. Die Fahrt ging erst einige Kilometer Richtung
Queens auf der Hauptstraße, um dann rechts hinauf in die Hügel zu steigen.
Zuletzt nahmen wir Fußpfade durch Felder. Die Bodas scheinen die Esel von
damals zu sein.
Schließlich stoppten wir vor einem größeren Steinhaus in
einem Garten, wurden wieder sehr herzlich von Emmanuel und einer der
Farmerinnen begrüßt und in das Haus gebeten, dessen Türen übrigens Usedomer
Verwandte von uns gesponsert haben.
Der Raum war etwa 8x8 Meter groß, keine Fenster, Licht kam
durch die offene Tür, Lüftungsöffnungen in der Wand und durch den Spalt
zwischen den Blechplatten der Dachbedeckung und den Wänden. Das
Versammlungshaus ist noch neu, es wurde 2009 angefangen zu bauen und noch nicht
ganz fertig. An den Wänden saßen knapp 30 Frauen, ein Kleinkind und 3 Männer,
alle schick angezogen, meistens traditionell gemustert und gewickelt, aber auch
mit Rock, Bluse, Blazer und Pumps. Es wären recht wenige members da, sagte
Emmanuel, da zurzeit Pflanzzeit wäre.
Emmanuel führte uns dann erstmal durch den etwa 3 Ar großen
Garten, zeigte uns eine Reihe Heilpflanzen und benannte ihre Heilmöglichkeiten.
Danach ging es im Haus mit dem normalen Trainingsproramm weiter. Eine der
Farmerinnen ging in den Garten, holte von vier unterschiedlichen Pflanzen
Blätter oder Stängel und erklärte ihre heilende Wirkung. Dann erhoben sich
andere, die diese Pflanze auch kannten und ergänzten dies mit ihren Erfahrungen
zu Anwendungen. Diese Informationen werden normalerweise mitgeschrieben, um so
ein umfassendes Bild der traditionellen regionalen afrikanischen Medizin zu
erstellen.
Nach dieser Runde ging bei den Frauen ein fröhliches
Geplänkel los, sie wollten für uns singen und tanzen. Der Gesang war
zweistimmig afrikanisch mit Soloparts und wurde durch eine Perkussionistin begleitet: mit Hand und Gabel auf einem
Wasserkanister, einfach, aber mit komplizierten Wechseln. Ich fühlte mich in
dieser Musik sehr zuhause.
Jetzt kam die savings-Runde. Alle members gaben etwas
Geld - 100 bis 1000 Ush, 3 bis 30 Ct -,
dies wird notiert. Aus diesem Topf kann dann gegen einen geringen Zinssatz Geld
für die Landwirtschaft geliehen werden. Die Zinsen werden dann jährlich wieder
an alle ausgeschüttet. Zu dieser ersten kam später noch eine zweite
savings-Runde, diesmal für die Familie. Bevor sie startete, verabschiedeten wir
uns von diesen freundlichen, zugewandten und ernsthaft an diesem Projekt
interessierten Menschen, um uns zu Fuß auf den Rückweg nach Kasese zu machen.
Mir erscheint Bio Gardens nach diesem Besuch ein sehr
sinnvoller realitätsnaher Versuch zu sein, einerseits traditioniertes Wissen zu
bewahren und einer Vertiefung zugänglich zu machen und andererseits letztlich
den Kindern der Farmerinnen und Farmern durch den Anbau von Heilkräutern eine
Zukunftschance ohne Stadtrandslums auf der globalisierten Erde zu geben. Dazu
kommt dies ziemlich gute System der Mikrofinanzierung, so dass auch
gegenwärtige Interessen bedient werden können. Noch auf dem Rückweg beschloss
ich, mich für das Fundraising einzusetzen. Der führte uns immer am Hang lang
mit Blick auf den Queens durch Felder – viel Baumwolle –, dann durch ein
Eukalyptuswäldchen auf Kasese zu.
Es war sehr sonnig und sehr warm in der tropischen
Nachmittagshitze, als wir dann durch ein Neubauviertel Kaseses am Hang des
Hügels kamen. Häuser in allen Baustadien, vom bereits seit längerem
ausgehobenen Fundament bis zu alles gerade fertig, eine positive Entwicklung
aufzeigend. Wir stiefelten also runter in die Stadt, am ersten Supermarkt gab
es Wasser und kurz darauf in unserem Stammkaffee Jambo Kaffee, Saft, Rolex,
Früchte und Pfannkuchen. Marie ging dann
nach Hause, Hannah und ich wackelten noch bei klarster Luft und entsprechenden
Brandfaktor durch die City und kauften für das heimische Abendessen ein.
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Zuhörende Farmer... |
 |
...und tanzende Farmer |
Die Tannacomp am Pool
Der Morgen begann für mich sehr früh, da mein Bauchgehirn
leichte Störungen im Verdauungstrakt meldete. Wir hatten aber sowieso nicht vor
zu frühstücken und wollten um 9 mit Sasha nach Fort Portal fahren. Sasha
durchkreuzte die Landstraße ohne Scheu mit seinem Dienstlandcruiser, der in
einem deutlich besseren Zustand als der Zossen war, an Bord Xavier und Thomas,
die Belgier. Angekommen nahmen Hannah und ich Bodas zum Yes-Hostel, etwas
außerhalb gelegen in einer Landschaft, die mich an Holstein on dope erinnerte. Wir
ließen unsere Sachen da und gingen zum Mountains of the Moon, jenem großen
schönem Hotel mit Park and pool. Ich lag den den Rest des Tages überwiegend
warm angezogen auf Liegen im Schatten rum, mit unschönen Muskelschmerzen
überall und zwei leichten Fieberschüben, während sich die Jugend mit Schwimmen
und sonst was die Zeit vertrieb. Marie kam bald dazu, Thomas war schon da, ab 1
auch Xavier und Sasha, der immer für eine Aktion gut ist, z.B. Marie ins Wasser
zu schubsen, dann auch Joseph und noch ein Pärchen aus Kasese. Hannah, Marie,
Marian und Joseph waren mit ihnen [den Kasese-Jungs] zusammen im Dutchess Pizza
essen, haben dann noch im Yes draußen gesessen und sind um 10 rum eingebettet.
Hiking etwas wackelig
und Abschied
Beim Aufwachen fühlte ich mich gesund, das verging dann aber
doch, aber letztendlich immerhin zu 85%. Es regnete allerdings in Strömen und
war saukalt. Irgendwann gegen Mittag hörte der Regen auf und wir trafen uns zu einer
Wanderung zur Kyaninga Lodge am gleichnamigen Crater Lake, von der wir schon
vor drei Jahren begeistert waren, als sie noch im Bau war. Zunächst durch üppige Villen, auch neue
dabei, wenige Schritte später ein Dorfzentrum wie vor 100 Jahren mit Ausnahme
der Werbung und des Lautsprechers, der wie so oft hier alles beschallte. Die
Täler ziemlich nass, ziemlich viel Rinder hier, die beliebte
Ankole-Holstein-Mischung. Nach einer Stunde waren wir an der Kante, ich erholte
mich erstmal, während die anderen schon runterstiegen. Nach 10 Minuten folgte
ich ihnen, steil, rutschig, teilweise nass, bis zu einer Badestelle, die aus
Felsen und einem umgestürzten, wie ein sehr schräger Steg bis ins Wasser
führenden Baum besteht. Wunderbarer Ort, klarstes Wasser, viele Libellen in
vielen Farben, Schmetterlinge, im Hintergrund unterhielten sich leise Affen. Hannah
und Marie schwammen quer rüber und zurück, ein tüchtiges Stück, Joseph kürzer.
Er entpuppte sich mir immer mehr als positive Erscheinung, hat etwa meine
Größe, aber nicht meine Figur, schöne hellblaue Augen, steht auf der richtigen
Seite und arbeitet in einem US-Aid-Projekt. Wir beschlossen dann, dass Hannah
und ich oben rum zur Lodge auf der anderen Seite des Sees gehen und Joseph mit
Marie einen schönen, aber kraxeligen Hike unten rum machen. Allmählich zogen
sich wieder dunkle Wolken zusammen und als es nach einer Stunde zu schütten
begann, waren Hannah und ich schon lange mit unserem passion juice fertig, die
beiden anderen kamen mit den ersten dicken Tropfen in die Lodge. Auch dieser
Schauer ging vorbei, Joseph orderte zwei Bodas aus Fort Portal, die Piste war
schon fast wieder trocken und wir hatten ein Hannah-Abschiedsessen auf dem
Terrassendach der Sunrise Appartments. Leider waren Wolken vor den Rwenzoris,
dafür hatten wir fast Vollmond und Nebelschwaden zwischen den Vorhügeln.
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Ein bisschen chillen (made by Hannah) |
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Durch die Hügellandschaft Fort Portals wandern (made by Hannah) |
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Im Kyaninga Lake schwimmen (made by Hannah) |
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Der wunderschöne See (made by Hannah) |
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Abendessen |
Am Morgen kurvten wir per Boda zum Frühstücken ins Dutchess,
ein von einem holländischen Paar betriebenen Hotel und Restaurant. Es schien
so, als ob wir länger warten müssten, da sie gerade keinen Strom hatten, dann
ging es aber doch recht zügig. Wir begleiteten Hannah zum Bushalteplatz von
Link, sieh da, ein Bus stand da, mit der Abfahrt war bald zu rechnen. Obwohl
ich Hannah ja schon in einer Woche wiedersehen würde, war ich schlagartig
traurig, als wir uns verabschiedeten.
Wir beide übriggeblieben gingen zur Matatustation, auch hier
stand eins bereit, wir saßen hinten und bald ging es los. Wieder in Kasese
gingen wir erstmal nach Hause, ich duschte mich, sprach mit Marie ein erneutes
Mal über ihre Berufspläne – das ist für sie wirklich schwer –, ließ sie
frustriert und Film guckend zurück und ging dann gegen drei in die Stadt. Empfand
schließlich das ganze Zentrum als einen einzigen Basar und Markt voller prallen
Lebens, wuseliger Organisiertheit und viel ugandischer und uriger als das, was
Fort Portal bieten kann.
Unser Abendessen war diesmal im Friend´s Corner, einem
parkartigen Gelände zwischen zwei Straßen, wo es Bier und Chips ohne Geflügel
für uns, mit für Nick, Xavier, Sasha und Thomas gab, die sich da an einem
typisch lauen Kaseseabend miteingefunden hatten. Es gab einiges zu erzählen,
besonders von Sasha in seinem laut krakeelendem indischen Englisch, der von der
Party mit allen Crashs in Fort sehr begeistert war und unbedingt die nächste
machen will. Nick nahm eine größere Ration Chicken and chips für seinen
Hausgeist Moses mit, für dessen Kinder er das Schulgeld bezahlt und dem er in
einem Jahr noch ein Auto zu weiteren Sicherung seines Lebensunterhaltes als
Abschiedsgeschenk übergeben will. Marie hat schon einen guten Freundeskreis.
Allein mit Marie
Den Dienstag ließen wir entspannt und ziellos angehen.
Rumsitzen, tippen, reden, gucken. Schließlich ging es ins Zentrum, Bluse
umnähen lassen, Jambo aufsuchen und Nachfrühstücken, Hemd abholen, Stoff für
Marie kaufen, Auto buchen, Abendessen besorgen. Angerichtet haben wir einen
Tomaten-Avocado-Salat und ein Bauernfrühstück alla Kasese. Die Luft war abends
schwer, staubig, schwül und es zog dann ein heftiges Gewitter über den Queens,
in der Nacht hat auch hier ein Schauer die Luft gründlich gereinigt. Nach einem
Absackerbier sind wir früh ins Bett gegangen, da wir ja am nächsten Morgen um 6
oben an der Ecke stehen wollten, damit unser Fahrer uns einladen konnte.
Im Dunkeln ging es dann bis zur Parkeinfahrt und unser
Driver steuerte ziemlich straight die Löwensippe an, 1 Senior, 4 Damen und 2
Junge, etwa 200 m entfernt und durch mein kleines Fernglas gut zu beobachten. Außerdem
gab es auf der Fahrt noch Kobs, Büffel, Warzenschweine und andere
Gazellenartige zu sehen, daneben sehr! viele Vögel, Kronenkraniche, Perlhühner,
Frankoline, Ibisse, ein Falke, bunte kleinere und kleine, Steppenkiebitze… Der
nächste Haltepunkt war die salt pan, ein
kreisrunder Krater in dem die community Salzfelder angelegt hat. Das Ende der
Straße erreichten wir in Kasenyi, einem nur knapp über dem Niveau des lake
george sehr armen, aber menschenreichen, urtümlichen, recht schlammigen Dorf,
in dem alle Häuser aus Lehm bestehen, krumm und schief sind und durch das alle
Safarischlitten mit fotografierenden Touris fahren, dass es einem weh tut.
Dann ging es in den Westteil immer nahe des Kazinga-Channels
entlang auf der Suche nach Elefanten, die wir ziemlich spät auch fanden, aber
weit weg. Entschädigt wurden wir durch einen Nilwaran von über 1,20 Länge und
von einer Gesellschaft Streifenmangusten, die Hannah sehr gefallen hätten,
obwohl sie fast gar keine Ohren und nur kleine Augen hatten. Unser Lunch nahmen
wir in der Mega- Mweya Safari Lodge ein, so richtig großkotzig. Der Kellner war
nett, die Preise europäisch und eine weitere Mitten-in-Afrika-Facette.
Wir waren um halb vier wieder bei Marie’s, nun werden die
letzten Vorbereitungen für meine Weiterreise getroffen, schmal zu Abend
gegessen und morgen geht es zum Lake Mburo, Zebras gucken, übermorgen für zwei
Nächte auf die Ssese-Inseln, Marie hat für mich vorgebucht, weil die Inseln zu
Ostern ein hot spot sind und schon lasse ich die Südhalbkugel hinter mir und
läute das Frühjahr in Osterbruch ein.
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Salt Lake |
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Büffel und Ugandan Kops |
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Streifenmangusten :) |
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Nunja.. der Nationalpark! |