Einen Blog-Eintrag über meinen Alltag wollte ich schon sehr
lange schreiben, im Grunde genommen, seit ich hier bin. Ich dachte immer:
sobald sich bei mir ein Alltag eingestellt hat, wird ein Blog-Eintrag darüber
geschrieben! Das Problem ist nur, dass sich bis heute eigentlich noch kein
richtiger Alltag bei mir eingespielt hat. Schon alleine, weil meine Arbeit
jeden Tag anders aussieht. Mal arbeite ich zu Hause, mal arbeite ich im Office,
mal arbeite ich ganz woanders und manchmal arbeite ich gar nicht. Trotzdem habe
ich ja auch meine paar Rituale, die jede Woche die gleichen sind und irgendeine
Art Struktur habe ich ja auch in meinen Tagen. Also kommt hier trotzdem ein
Eintrag über den Alltag "Immer-wieder“-Tag.
8.00 Uhr: Ich
stehe auf. Meistens zu einem penetranten Piepen meines Weckers (wie ich es
hasse, nichts ist befreiender, als sich abends keinen Wecker stellen zu müssen).
Beim verschlafenen Rausrollen aus meinem Bett bleibe ich immer mit irgendwas im
Moskitonetz hängen (meistens mit irgendeinem Ohrring/Piercing). Ventilator - zum
Einschlafen notwendig - ausstellen und auf geht es: Wasserboiler anmachen! Während
der Wasserboiler also für das Aufwärmen meines Wassers zuständig ist, nutze ich
die 10 – 15 Minuten, die er dafür braucht, um mein Frühstück vorzubereiten.
Wasser für den Kaffee wird auf meinem Gaskocher gekocht, ich schneide schon mal
das Obst. Dann geht es mit hoffnungsvollem Bangen unter die Dusche: wird das
Warmwasser willens sein, aus dem Hahn zu kommen? Wird überhaupt irgendeine
Art von Wasser aus dem Hahn kommen? Inzwischen
überliste ich das Warmwasser aber heimtückisch; aus irgendwelchen Gründen
funktioniert es manchmal erst, nachdem ich das Kaltwasser aufgedreht und wieder
abgedreht habe. Aber selbst wenn es dann funktioniert: mit meiner Dusche ist es
nahezu unmöglich das Kalt- und Warmwasser vernünftig zu regulieren, weshalb der
folgende Textausschnitt hervorragend passt:
Das Wasser tropfte launisch aus dem Rohr, war einmal viel zu heiß und gleich darauf eiskalt, kein fester Strahl, ich stand gefoppt in meiner Nacktheit da, ich trocknete mich ab und blieb doch nass von neuem Schweiß.
Erich Wolfgang Skwara - Zerbrechlichkeit
Nach dem Duschen wird dann gefrühstückt. Zwei Tassen Good
African Coffee und Fruchtsalat: Bananen, Passion Fruit und ab und zu gönne ich
mir den Luxus dem noch Rosinen hinzuzufügen. Gerne hätte ich auch andere
Früchte in meinem Obstsalat, aber Bananen und Passion Fruits sind die einzigen
Früchte die mir nicht verschimmeln.
8.45 Uhr: Schnell
Computer und Notizbuch in meine Tasche stopfen und auf geht es zum Office. Um
Geld zu sparen und die noch angenehme Temperatur zu dieser Zeit zu genießen
laufe ich die Strecke meistens. Es gibt einen Weg, der nicht durch die Stadt
führt, sondern durch Felder. Sehr viel angenehmer, da schöner und ruhiger, weil
dort weniger Leute sind und Leute ja grundsätzlich potentielle Anquatscher sind:
„Mzungu, how are you?“ – „I’m fine, how are you?“ – „I’m fine. How is your day?“ – „I don’t know,
the day just started“. Das ist die ideale Kommunikation. Man muss aber
sagen, dass man grundsätzlich nicht für solche Unterhaltungen anhält. Man geht
einfach weiter, was zur Folge hat, dass man die Hälfte der Unterhaltung
irgendjemandem entgegenschreit oder hinterherbrüllt. Viel mehr freuen tue ich
mich aber, wenn Leute nur ihre paar Phrasen können (obwohl das nicht sonderlich
viele sind, der Durchschnitts-Ugander spricht ausgesprochen gutes Englisch) und
diese dann wild durcheinander wirft. Das kann dann so ablaufen (ohne, dass ich
davor was gesagt habe): „Thank you, I’m fine.“ - „Oh that’s good. I’m fine as well.“ – „How are you,
Muzungu?“ – „I’m still good!” – “Eeeeh!”.
9.00 Uhr: Zu
dieser Uhrzeit sollte ich im Office sein. Bin ich aber meistens nicht, da das
Office in der Hälfte der Fälle noch abgeschlossen ist, wenn ich rechtzeitig
dort bin.
9.15 Uhr:
Realistische Ankunftszeit. Nun sitze ich also eine ganze Weile im Office und
arbeite die meiste Zeit am Computer, unterhalte mich mit Emmanuel und Mary über
irgendwelche Pläne für die nächste Zeit, trinke zwischendurch Tee mit ihnen und
mache halt so das, was anfällt. Wenn ich grade nicht wirklich viel zu tun habe,
ist das auch die Zeit, in der viele Blog-Einträge oder Mails entstehen.
Zwischen 12.00 und 14.00
Uhr: Arbeitsende. Das hängt komplett davon ab, wie viel zu tun ist, oder ob
Emmanuel noch was anderes zu tun hat und deshalb das Office abschließen muss.
Aber selbst wenn ich noch was zu tun habe, gehe ich zu dieser Zeit meistens
nach Hause, da ich lieber zu Hause arbeite. Kein Radio mit religiösen Liedern
auf Luganda, keine Kollegen, die die ganze Zeit schnacken wollen. Auf dem
Rückweg laufe ich zumeist durch die Stadt um beim Post Office nach Post zu
fragen, Miete zu bezahlen, Lebensmittel auf dem Markt zu kaufen
(Bananen-Nachschub!) oder irgendwelche anderen Sachen zu erledigen. Zu Hause
angekommen gibt es dann ein kleines Mittagessen (meistens Tomatensalat – ich weiß,
ich bin nicht sonderlich abwechslungsreich, was Frühstück und Lunch betrifft),
bevor ich entweder weiterarbeite, lese, Musik höre, einen Film schaue oder
andere „ergiebige“ Sachen treibe. Kommt auch immer darauf an, wann ich nach
Hause gekommen bin und wie viel Zeit ich noch habe.
17.00 Uhr:
Sportzeit! Am Montag, Mittwoch und Freitag bedeutet das, dass ich mich um diese
Uhrzeit auf den Weg zum Gym mache, wo sich Jourdan (immer), Nick (in der Regel)
und Rehema (manchmal) dann um 18 Uhr auch dazugesellen. Aber auch an den
anderen Tagen mache ich zu dieser Uhrzeit meistens irgendeine Art von Sport.
Und nein, ich bin nicht zum Bodybuilder geworden, wir trainieren für den
Aufstieg auf den Margaritha Peak. Dieser Aufstieg wird vom 31. Mai bis zum 7.
Juni sein und es wird gemunkelt, dass man dafür ziemlich fit sein sollte.
Außerdem ist Sport mit anderen Leuten doch auch wirklich lustig, vor allem,
weil man dann bei anderen sieht, wie albern die Übungen ausschauen, die man so
macht. Oder was für schöne Fratzen sie ziehen, wenn sie Gewichte stemmen. Und
weil man zwischendurch zu 80er-Jahre Musik lostanzen kann.
Zwischen 19.00 und
19.30 Uhr: Fertig gesportelt. Was nun passiert, hängt immer vom Tag ab.
Aber immer dusche ich erstmal (entweder bei mir, bei Jourdan oder bei Nick, je
nach Planung) und danach treffe ich mich eigentlich jeden Abend mit
irgendwelchen Leuten. Dienstag ist zum Beispiel fester Mädchen-Abend, an dem
Jourdan und ich (manchmal auch noch Rehema) gemeinsam kochen, Wein trinken,
Spiele spielen, quatschen und/oder einen Film gucken. Wenn Rehema anwesend ist,
bringe ich ihr auch noch ein wenig Deutsch bei. Das mache ich auch am
Donnerstag, da sie ein Stipendium für die Uni in Basel bekommen hat. Bald
wollen Jourdan und ich vor unseren dienstäglichen Mädchenabenden (und
vielleicht auch donnerstags) eine Art Sportprogramm für Mädchen anbieten, da
Mädchen zumeist nicht wirklich ermutigt werden Sport zu treiben. Das werden
dann vermutlich einfach irgendwelche lustigen Spiele sein, bei denen man sich
viel bewegen muss. Soll dann immer für eine Stunde auf einem Sportplatz in der
Nähe unserer beiden Häuser stattfinden. Außerdem möchten wir so etwas wie einen
Schreibzirkel für Mädchen starten, das wäre dann an Freitagen. Mal gucken, ob wir
beides umsetzen werden.
An den freien Abenden treffe ich mich dann mit den anderen Leuten aus Kasese (so gegen 20.00 Uhr, um das Zeitsystem hier mal nicht aus den Augen zu verlieren). Meistens bedeutet das Essen gehen, Pool spielen, Pokern, bei jemandem kochen oder ähnliches.
An den freien Abenden treffe ich mich dann mit den anderen Leuten aus Kasese (so gegen 20.00 Uhr, um das Zeitsystem hier mal nicht aus den Augen zu verlieren). Meistens bedeutet das Essen gehen, Pool spielen, Pokern, bei jemandem kochen oder ähnliches.
Ab frühestens 21.30
Uhr (meistens aber später) bin ich wieder zu Hause. Die Zeit, die mir dann
noch bis zum Schlafen gehen bleibt nutze ich meistens für die Kommunikation mit
Freunden über Internet oder zum Lesen. Die Zeit mag ich, weil es dann kühler
wird, ich meine Fenster sperrangelweit aufmache und die Luft reinlasse.
Zwischen 23.00 und
24.00 Uhr: Ventilator an, Moskitonetz feststopfen und aufs Ohr hauen!
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